Anna Schwarz Straße

zur Diskussion im Kulturausschuss 16.06.2020

Erinnerungskultur Oldenburg

Vorlage Verkehrsausschuss:

"Die Verwaltung beabsichtigt, auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts mehrere Benennungen nach Frauen durchzuführen, insbesondere nach Frauen, die unter dem Naziregime gelitten haben. Hier würde sich zusätzlich eine Benennung nach Rosa Lazarus anbieten. Bisher sind Benennungen nach folgenden Personen vorgesehen:

- Anna Seghers (deutsche Schriftstellerin und Verfolgte der Gestapo)

- Clara Grunwald (deutsche Lehrerin jüdischer Herkunft)

- Ruth de Jonge (jüdische Widerstandkämpferin)

- Anna Schwarz (Zugehörige der Sinti-Gemeinschaft Oldenburg, in Auschwitz ermordet)

Bezugnehmend auf den Antrag der CDU-Fraktion vom 08.06.2020 (TOP 10.15) wird zur Benennung einer Straße nach Anna Schwarz wie folgt berichtet:

Die oben aufgelistete geplante Benennung auf dem Gelände des Fliegerhorsts nach Anna Schwarz ist auf die Vorschläge von Herrn Christel Schwarz vom 15.12.2017 und vom 26.04.2018 zurückzuführen. Die Verwaltung hatte die Vorschläge schon damals geprüft und eine Benennung nach Anna Schwarz auf dem Fliegerhorst vorgesehen. Eine Benennung nach Frau Schwarz zusammen mit den Benennungen nach den oben genannten Frauen ergibt ein konzeptionell stimmiges Gesamtbild.

Die Verwaltung hält sowohl eine Benennung nach Anna Schwarz als auch nach Rosa Lazarus für gerechtfertigt und sinnvoll. Eine wissenschaftliche Untersuchung zu den beiden Frauen, welche Kosten verursachen würde, hält die Verwaltung nicht für notwendig." LINK zur Vorlage


Das Buch von Günter Heuzeroth, Band II, Verfolgte aus" rassischen" Gründen- "Jude – Zigeuner", Osnabrück 1985 ist 35 Jahren alt, er war Mitglied im Sintiverein Oldenburg und Mitinitiator der Benennung der Familie Mechau Straße und Aufstellens des Gedenksteins.

Wenn es eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung zu der gemeinsamen Geschichte von Sinti und den Oldenburgern geben würde, wäre das mehr als überfällig. Im Stile einer auf eine Person bezogene Untersuchung mit ein paar Seiten ist sie aber abzulehnen: "Die CDU Fraktion schlägt darüber hinaus vor zu prüfen, ob auch eine Benennung zu Ehren von Frau Anna Schwarz, geb. Laubinger, gerechtfertigt wäre. Sie ist am 07.02.1887 in Luckenwalde geboren und im Alter von 17 Jahren nach Oldenburg gezogen. Zusammen mit ihren zwölf Kindern wohnte sie am Friedhofsweg, bis sie Anfang der 1940-er Jahre nach Edewechterdamm zog, um sich und ihre Kinder vor den Schikanen der Nazis zu schützen. Dort arbeitete sie im Torfwerk und hat ihre sowie die Kinder der anderen Sinti vor den Nazis versteckt, um der Zwangssterilisation zu entgehen. Zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern wurde sie im Jahr 1943 ins KZ Ravensbrück deportiert. Kurze Zeit später wurde sie nach Buchenwald und anschließend nach Auschwitz verlegt, wo sie am 29.04.1943 verstarb. Von ihren zwölf Kindern wurden fünf im KZ ermordet". LINK

Die (Romain) Rollandstraße Anfang der 70er Jahre
Die (Romain) Rollandstraße Anfang der 70er Jahre

Wiederum erst auf mehrfachen Wunsch des Enkels der in Auschwitz ermordeten Sintezza Anna Schwarz könnte auf dem ehemaligen Militärgelände Fliegerhorst (1945 – 57 von der britischen Armee betrieben) eine Straße nach ihr benannt werden. Der Erbauung "englischer Siedlungen" durch das britische Militär ist es zu verdanken, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Straßen nach europäischen Künstlern und Hauptstädten benannt wurden: Dürer, Rembrandt, Rubens, Verdi, Andersen, Spencer, Moliere, Lafontaine, Rousseau, Rolland, Dante, Thorwaldsen, Ibsen, Gauß, Newton, Byron, Shakesspeare und Pariser-, Londoner-, Brüsseler-, Haager-, Berliner-, Luxemburger-, Züricher-, Kopenhagener-, Osloer- , Stockholmer Straße und den Amsterdamer Ring.