Zeitung "NEWESS" zur Comic-austellung

Inhalt:

  • Filmkonzert Gibsy - Sinto-Boxer „Rukeli“ Trollmann
  • „Comics“ oder besser „Graphic Novels“
  • Der Holocaust im Comic Autor: Martin Frenzel
  • Kulturabend für die Sinti, Roma und Jenischen
  • Schloss Bellevue
  • Internationaler Holocaust-Gedenktag - 30 Jahre Gedenkstein
  • Die Sinti-Familie Frank
  • Nationalsozialismus in Oldenburg (Werkstattfilm)
  • Eine kleine Veranstaltungsschau

 

 

 

 

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Newess 2019 "Comics" über den Holocaust
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Wie Alles mit den Comics Anfing:

2016 machten wir eine Ausstellung zur schwedischen Roma-Bürgerrechtlerin und Kinderbuchautorin Katarina Taikon. Sie schlug nach vielen Erfolgen, aber auch vielen Rückschlägen in der Bürgerrechtsarbeit eine andere Richtung der politischen Arbeit ein: sie schrieb ihr Leben als Kind und Jugendliche auf. 13 Bände erschienen im eigenen Verlag, wurden in vielen Ländern (und Sprachen herausgegeben) und hatte großen Erfolg. Ihr Freund Björn Hedlund, ein Zeichner, illustrierte ihre Bücher. Später kamen Comics und Bildbände hinzu. Eine Filmreihe im Fernsehen, eine Schallplatte, und vor ihren autobiografischen Büchern schon politische Bücher und ein Gedichtsband gab sie heraus und wir sammelten ca 70 Exponate (wobei immer noch einiges fehlt). Diese imposante Medienarbeit imponierte und begeisterte uns. Bürgerrechte erkämpfen mit Hilfe u.a. des Comics?

Das hat dazu geführt, dass wir dieses Thema 2018 in unserem Anna-Schwarz RomnoKher weiterführen wollen.

Im Folgenden dokumentieren wir die Erarbeitung.

 


Katarina Taikon hat eins ihrer Bücher Katitzi Z-1234 genannt. In dem Buch ist Katitzi ungefähr 12 Jahre alt geworden und sie lebt jetzt bei ihr Familie in der Tanto-Gegend in Stockholm. In der Gegend überlebte auch die junge Roma-Frau Zoni das Konzentrationslager Auschwitz. Zoni hat schreckliche und traumatische Erinnerungen an die Zeit in Polen und dem Konzentrationslager Auschwitz. Zoni erzählt Katitzi von dem, was sie dort erlebt hat. An ihrem Handgelenk hat Zoni eine  Nummer tätowiert. Die hatte sie bekommen, als sie in Auschwitz eingesperrt wurde. Die Nummer beginnt mit dem Buchstaben Z – steht für "Zigeuner". Auf Katitzis Bitte hin malt Zoni eine ähnliche Nummer auf Katitzis Arm. Die Nummer ist Z-1234.

 

Sofia Z-4515 war der erste Comic über den Holocaust, oder  Porajmos  (deutsch: „das Verschlingen“). den wir im Zusammenhang mit Katarina Taikon fanden.


Aus dem Vorwort der in schwedisch und englisch erhältlichen Broschüre:

Sofia Taikon war erst acht Jahre alt, als sie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht wurde. Die Nummer Z-4515 war auf ihren linken Arm tätowiert. Für Sofia war während des Krieges sehr schrecklich, als der Krieg endete, kam sie mit dem Roten Kreuz nach Schweden, als sie vierzehn Jahre alt war. Sofia Taikon brauchte drei Jahre um ihr Leben der Autorin Gunilla Lundgren zu erzählen. Sie wollte nicht an alles erinnert werden, was sie gesehen und durchgemacht hat. "Wir werden dir nicht alles sagen, damit die Kinder nicht traurig werden", sagt sie. - Warum können Menschen nicht protestieren, wenn andere grausam sind? fragt Sofia. Sie will erinnern an die hilfreichen Menschen, den polnischen Mann in Auschwitz, der mit einem sauberen Tuch ihre verletzten Beine verband, die deutsche Frau in Ravensbrück, die ihr Brot mit ihr geteilt hat, das jüdische Mädchen, die ihre Schwester worden war, die schwedische Familie in Jönköping, die sie in ihrem Haus empfing. Das Leiden der Sinti und Roma während des Holocaust ist weitgehend unbekannt und es gibt nur wenige Roma Zeugen und Überlebende. In Schweden ist der Comic auch als kostenloses E-Book erhältlich und es gibt zusätzliches Unterrichtsmaterial, das die Möglichkeit erhöht, dass mehr Schüler erfahren, wie die Roma während des Holocaust gelitten haben. In Englisch


Comics von Sinti und Roma


Ohh Porajmos...

Illustrationen zur Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma, herausgegeben vom

Landesverein der Sinti in Hamburg PDF

„Meine Familie und andere Zigeuner"

von Rob Davis
Respekt, Toleranz und Wertschätzung –  Ein Projekt des Goethe-Institut Moskau

Link

Miguel + Nekane

Die Gitanas in der Geschichte, eine baskisch-spanische zweisprachige Ausgabe, herausgegeben von AGIFUGI, Gitana Verein

PDF

Sofia Z-4515

wurde in englischer Sprache von Mantra Lingua veröffentlicht, aus dem Schwedischen hat Janna Eliot übersetzt, die auch schon das Buch über Settela Steinbach übersetzte. Link

Un-mögliche Bildung

Der Zugang zu Bildung ist nicht für alle gleich.  Zu sehen sind Bilder und Geschichten u.a. von Petra Rosenberg, Vorsitzende des Berliner Landesverbandes. Link



Die Geschichte des Comic bildet viele Geschehnisse ihrer Zeit ab: Ob in einem Comic ein afroamerikanischer Held das erstemal auf dem Cover eines "Western" erscheint, ob in dem Comic "Votes For Women" die Frauen in England der Gleichberechtigung mit den Männern einen Schritt näher kamen oder in "Sofia Z-4515" über die Geschichte der Roma Sofia Taikon berichtet wird, einer polnischen Roma, die Auschwitz überlebte und nach Schweden flüchten konnte.

Auch Zensur in allen Facetten, ob "freiwillig" oder durch Verweigerung des notwendigen Druckpapiers, spricht viel für das Gewicht der Comics als Ausdrucksmittel vom Mainstream, aber auch von diskiminierten "Minderheiten" oder sogar Mehrheiten.


Als eines der ersten Bücher haben wir das im archiv der Jugendkulturen e.V. erschienende Buch "Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics, herausgegeben von Ralf Palandt gekauft. Der Titel ist etwas irreführend, denn viele Artikel beschreiben die Geschichte gegen den Rechtsextremismus..., Comics im Faschismus, über rassistische und antisemitische Stereotype, über den Gebrauch von NS- und Holocaust-Comics im Schulunterricht und vieles andere. Die 18 Euro für 450 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen ist ein Gewinn für die Erarbeitung unserer Ausstellung.

Gerade der Artikel von Martin Frenzel, "Über Maus hinaus" hat uns viele Anregungen gegeben. Frenzel ist einer der wenigen,  der auch zu Sinti und Roma im Comic geforscht und einen Vortrag gehalten hat: Video: Das Bild der Sinti und Roma im europäischen Comic.


Sehr wichtig ist der Katalog über die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin: "Helden, Freaks und Superrabbis, Die Jüdische Farbe des Comics" von 2010. Es ist leider vergriffen und wir haben es gerade noch im Antiquariat bekommen Begleitbuch zur Ausstellung.

Trina Robbins Artikel "Comics von Jüdischen Frauen" über das Wimmen´s Comix Collective führte in uns weiter zu den Frauen als Zeichnerinnen.

Als eine der ersten Pioniere gilt Lily Renée, über die Trina Robbins einen Comic geschrieben hat: Lily Renée, Escape Artist - From Holocaust Survivor to Comic Book Pioneer". Es ist gerade aus Großbritannien angekommen.


Gerade erst erschienen (März 2018) ist das Buch "We spoke out - Comic Books and the Holocaust von Neal Adams, Rafael Medoff und Craig Yoe. Neal Adams schuf die preisgekrönte Reihe Hard Travelling Heroes, sozialkritische Comics, die erstmals   Probleme wie Drogenmissbrauch oder Rassismus innerhalb des Mediums Comic thematisierten.

In den 1970ern versuchte Adams eine Comiczeichner-Gewerkschaft ins Leben zu rufen. Er leistete einen bedeutenden Beitrag zu der heute üblichen Praxis, Originalzeichnungen nach der In-Druck-Gabe der auf diesen basierenden Heften, wieder an die Künstler zurückzugeben. Dies ermöglicht es vielen - oft nur schlecht bezahlten - Künstlern sich durch den Verkauf von Originalzeichnungen an Sammler etwas Geld dazuzuverdienen. Adams gehörte überdies der Gruppe jener Künstler an, die durch ihren massiven Protest Warner Brothers dazu bewogen, den durch Knebelverträgen nahezu überhaupt nicht von ihrer Schöpfung profitierenden Superman-Erfindern, Jerry Siegel und Joe Shuster, eine bescheidene Entschädigung und Altersrente zu erstatten. (aus Wikipedia)


Jackie Ormes: Die erste afroamerikanische Karikaturistin erzählt das Leben einer vielseitig talentierten Frau, die zu einer erfolgreichen Karikaturistin wurde. Ormes 'Comicfiguren - Torchy Brown, Candy, Patty-Jo und Ginger - begeisterten die Leser afroamerikanischer Zeitungen wie Chicago Defender und Pittsburgh Courier zwischen 1937 - 56. Als Mitglied der schwarzen Elite Chicagos gehörten zu Ormes 'sozialem Kreis führende politische Persönlichkeiten und Entertainer des Tages. Leute, die sie kannten, sagten, dass sie einige Comicfiguren nach sich selbst als wunderschön gekleidete und frisierte Frauen modellierte, die auf eine Weise auftraten und sprachen, die stereotypen Bildern von Schwarzen in der Mainstream-Presse widersprach. Ormes 'Politik, die entschieden nach links fiel und selbst einem gelegentlichen Leser ihrer Cartoons und Comics klar war, führte schließlich zu ihrer Untersuchung durch das FBI während der McCarthy-Ära. In den späten 1940er Jahren verwandelte Ormes (1911 - 85) die Zeichentrickfigur Patty-Jo in eine Puppe, die heute ein Sammlerstück ist.