S.27 - 29
„Wie eine Blume!“ Arne zeigte, wie er sich die Tanzbewegungen vorstellte, streckte die Arme nach oben und ließ sie sich langsam ausbreiten in dem Versuch, die Bewegungen eines sich öffnenden
Blütenblattes nachzuahmen, während er sich gleichzeitig ungeschickt im Kreise drehte. Mit der Pfeife im Mund und dem Manuskript in der Hand glich er am allerwenigsten einer taufrischen,
knospenden Rose, die sich in der Sonne voll entfaltet. Die Choreografin, würdevoll wie eine Königin, konnte sich das Lachen verkneifen. Aber nur mit Mühe.
„Mädchen“, sagte Arne. „Dies ist Birgit Cullberg. Sie soll euch Romatänze tanzen lehren.“
„Du bist nicht klug, du. Sie ist doch keine Roma. Sie ist ja eine Gadsche (gaji). Sie kann uns doch nicht unsere Tänze lehren“, rief Katitzi aus. Rosa war auch verwundert, aber sie sagte nichts.
Birgit Cullberg sah selber skeptisch aus.
„Niemand hat bisher einen solchen Film gesehen wie den, den wir machen. Der wird perfekt werden, glaubt mir. Birgit ist eine Toppkraft. Sie wird Wunder bewirken. Glaubt mir.“
Arne schaute sie treuherzig an.
„Oj, oj. So was habe ich schon mal gehört“, brummelte Katitzi.
„Das Mädchen hat recht. Ich bin keine Romnja und auch keine Expertin für Romatänze. Aber wir können das Beste aus der Situation machen.“
Birgit setzte das Grammofon in Gang, und ein ungarischer Csardas erfüllte den Raum mit Musik.
„Fang an, Katitzi.“
Und Katitzi tanzte einen ‚romano kelimos’, einen Romatanz. Arne räusperte sich.
„Naja, das ist nicht so ganz das, was ich mir gedacht habe. Du verstehst, ich arbeite mit einer Blume, parallel zu Katitzis Tanz. Die sollen gleichzeitig ausschlagen…“
„Jaaah, ich glaube, ich verstehe. Arne, lässt du mich bitte das Manuskript sehen?“
Zur Überraschung von Katitzi und Rosa schien Birgit zu verstehen, worüber Arne sprach.
„Tja, das Manuskript ist noch nicht ganz fertig.“ Arne wand sich. „Ich glaube, wir sollten improvisieren, wenn wir es mit einem Naturvolk zu tun haben…Aber du kannst die Blume sehen…“
„ Er spinnt“, flüsterte Katitzi.
„Er ist Künstler. Du weißt…“
„…dass die spinnen, ja.“