Vorfilm

Sinti und Roma erscheinen seit den ersten Tagen des Kinos auf der Leinwand in einer Reihe von Filmen bekannter Pionier:innen und dies weit über die Länder Europas und Nordamerikas hinaus (Dina Lordanova). Wenn mensch die Rolle des Films bei der Schaffung (und Aufrechterhaltung) von Rassismus und Medienverleumdung ansieht, wird die tief verinnerlichten Stereotypen klarer.

Wir müssen zugeben, dass die Auswahl eurozentriert und sich auf Frauen konzentriert, weil sie oft ebenso oft vergessen oder mit Stereotypen behaftet sind.

Das Titelbild zeigt ein Wanderkino, dass in Ostfriesland unterwegs war. Ein Link zum Artikel Wanderkino in Ostfriesland, Foto von Werkstattfilm und Internetseite von einem Mitarbeiter von Werkstattfilm.

Parallel dazu entdeckten wir die Geschichten der weiblichen Pionierinnen, wie z.B. Alice Guy, Lois Weber, Asta Nielsen und Aasta Nielsen, Luise Kolm-Fleck, Emilie Sannom, Germaine Dulac, Fréhel, Pola Negri und Tela Tchaï, Katarina Taikon, Melanie Spitta und Marika Schmiedt und wir suchten nach Verbindungen:

Alice Guy wurde als erste Regisseurin in der Filmgeschichte "vergessen", sie drehte schon 1905 einen Film über "Esmeralda" und Filme über Flamencotänzer*innen. Asta Nielsens Geschichte zum ersten Filmstar und ihren Film zum Stereotyp der heimatlosen Sinti und Roma als Spione fanden wir und ihre Kollegin mit (fast) gleichem Namen.

Paola Negri und Tela Tchaï als Romaschauspielerinnen müssen wir noch herausarbeiten, zur Zeit fehlen sie hier, auch die Filmemacherinnen Melanie Spitta und Marika Schmiedt bekommen noch ihren Eintrag.



Wie alles anfing

Alice Guy- (Blaché) war eine Pionierin des Films und die erste Filmregisseurin der Welt.

Alice Guy

Alice Guy -(Blaché), * 1. Juli 1873 in Saint-Mandé; † 24. März 1968 in Mahwah, New Jersey, war eine Pionierin des Films und die erste Filmregisseurin der Welt. Ihren ersten Film, La Fée aux Choux, drehte sie 1896, wodurch sie als eine der ersten Regisseure überhaupt einen fiktionalen Film schuf. Sie war eine der ersten Frauen (zusammen mit Lois Weber ), die ihr eigenes Studio leitete und besaß: The Solax Company.

Link Wikipedia

Seit ihrem 17. Lebensjahr verdiente Alice Guy ihren Lebensunterhalt als Stenotypistin. 1894 wurde sie von Léon Gaumont als Sekretärin bei dem Comptoir général de la Photographie eingestellt.

 Am 22. März 1895 wohnte sie einer internen Vorführung des Kinematographen der Gebrüder Lumière bei. Erst acht Monate später, am 28. Dezember 1895, fand die erste öffentliche Vorstellung des Kinematographen in Paris statt. Ihr Arbeitgeber ging bald bankrott, aber der Prokurist Gaumont gründete im Juli 1895 die neue Firma L. Gaumont et compagnie. Dort machte Alice Guy ihrem Chef den Vorschlag, selber einen Film mit einer Spielhandlung zu drehen. Gaumont nahm den Vorschlag an und so begann die Regiekarriere von Alice Guy, die über 25 Jahre dauern sollte. In dieser Zeit schuf sie als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin über 700 (1000 ?) Filme.


Schon 1905 drehte sie und Victorin-Hippolyte Jasset: La Esmeralda,  die erste Verfilmung des Glöckners von Notre-Dame (nach Victor Hugos Roman). Der Film gilt als verschollen. Nur einige Fotos von Filmszenen existieren noch. Ob die Umsetzung anders aussah wie in den folgenden Filmen und Alice Guy den Stereotypen der sogenannten "Zigeunerbilder" nicht ebenso aufsaß, kann leider nicht nachgeforscht werden.

In ihrer Autobiographie fanden wir dann doch einen Text zu ihrem Film: Volée par les bohémiens (Von "Zigeunern" gestohlen)

Zitat: "Als ich erfuhr, daß in der Nähe der alten Befestigungsanlagen ein "Zigeunerlager" aufgeschlagen worden war, wollte ich diese Gelegenheit zur Inszenierung eines meiner Drehbücher nutzen: Volée par les bohémiens (Von "Zigeunern" gestohlen). Gerade als ich weggehen wollte, fand ich auf meinem Schreibtisch einen anonymen Brief vor, der mir ankündigte, daß man mir gründlich den Geschmack daran verderben wolle, mich in Dinge einzumischen, die mich nichts angingen." Mich rührte das nicht allzu sehr; ich hatte meinen Kameramann dabei, meine Künstler und den einarmigen, doch trotzdem sehr kräftigen Bärendompteur Juliano.

Die Kulisse entsprach meiner Erwartung: Wohnwagen, braungebrannte Männer und Frauen in schmutzigen, aber farbenfrohen Lumpen, Küche unter freiem Himmel, ein Schwärm verwahrloster Kinder, die sich mit ihren Ziegen und Hühnern tummelten.

Juliano hatte seinen Bär unter einem der Wohnwagen festgebunden, doch als das Tier an seiner Kette zog, gelang es ihm, die Fersen eines auf den Stufen des Wohnwagens sitzenden Starlets aufzuspüren, das bei der Berührung durch die Schnauze schreiend davonrannte. Durch dieses Ambiente erregt, gelang es Martin, sich loszureißen und auf eine Ziege zu springen. Das war ein schönes Spektakel: die "Zigeuner" eilten herbei und zogen an der Ziege, Juliano an dem Bären. Dieser gab so unverhofft nach, daß Juliano einen Purzelbaum schlug. Bevor er sich wieder erheben konnte, war 'Meister' Martin auf einen armen kleinen Esel gesprungen, der völlig verwirrt auf die Befestigungsanlagen zurannte und immerzu nach hinten ausschlug.

Es war eine wundervolle Verfolgung, die Anatole geistesgegenwärtig photographierte, und die sehr zum Erfolg des Filmes beitrug. Der Tag ging ohne weitere Ereignisse zu Ende. Der Chef wollte jedoch, daß ich allein mit ihm in seinen Wohnwagen ginge, um ihn zu bezahlen. Ich lehnte die Einladung ab und als er sah, daß meine Mitarbeiter sich uns näherten, bestand er nicht länger darauf. War er bezahlt worden, um mir einen Schrecken einzujagen?... Das ist sehr gut möglich."

Alice Guy reiste vom 15. Oktober bis Ende November 1905 sechs Wochen lang durch Spanien und drehte in Barcelona, Madrid, Granada, Córdoba und Sevilla. Der Film "Danse Gitane", zeigt die ersten Aufnahmen einer Flamencogruppe und in der sogenannten Stummfilmzeit mit Ton. Im letzten Teil ist die Colorierung von Hand zu sehen. Auch hier war Alice Guy Pionierin.

A Fool and His Money ist ein amerikanischer Stummfilm aus dem Jahr 1912. Es ist entweder der erste Film oder einer der frühen Filme mit einer rein afroamerikanischen Besetzung. Regie führte Alice Guy-(Blaché)

Two little Rangers 1912. Alice Guy-(Blaché) drehte auch zahlreiche Actionfilme mit weiblichen Charakteren als Helden, viele davon mit Vinnie Burns. Guy besetzte Burns als sie ein unbekannter Teenager war.


Be Natural

The Untold Story of Alice Guy-Blaché, Pamela B. Green USA 2018

DIE VERGESSENE FILMPIONIERIN

Kennen Sie Alice Guy-Blaché? Mit dieser Frage eröffnet Pamela B. Green ihren Dokumentarfilm „Be Natural: The Untold Story of Alice Guy-Blaché“.  Alice Guy-Blachés Name ist über die Jahre aus den Geschichtsbüchern verschwunden. Dabei war sie die erste weibliche Regisseurin und Produzentin. Ihren ersten Film drehte sie 1896. Mehr als 1000 weitere sollten folgen. Warum ist ihr Name heute kaum mehr bekannt – ganz im Gegensatz zum Brüdern Lumières oder Georges Méliès?

Les resultats du feminisme

ALICE GUY BLACHE - Les resultats du feminisme (Die Konsequenzen des Feminismus 1906).

Der Kurzfilm zeigt eine Welt, in der die Rollen getauscht sind: Die Männer sitzen zuhause, bügeln die Wäsche und schmücken Hüte, die Frauen rauchen, legen die Füße hoch und verführen, auf wen sie gerade Lust haben. Der Film treibt die damals verbreiteten Karikaturen über Suffragetten und Feministinnen auf die Spitze und hält damit der patriarchalen Gesellschaft den Spiegel vor. Am deutlichsten wird das in einer Szene, in der ein Mann mit Köfferchen von einer Frau auf einer Parkbank angemacht wird. Er ziert sich, dreht sich zur Seite, sie geht darüber einfach hinweg. Erst als eine andere Frau ihm zu Hilfe eilt, lässt sie von ihm ab. (aus https://www.kino-zeit.de/news-features/features/die-filmpionierin-die-niemand-kennt)


Asta Nielsen

der große Star des Stummfilms

Asta Nielsen

Asta Nielsen war der große Star des Stummfilms, im Prinzip sogar der erste weibliche Filmstar überhaupt in der Geschichte des Kinos, in der sie als eines ihrer ersten Sexsymbole gelten kann. Asta Nielsen ließ sich nie auf ein Rollenfach festlegen: Sie spielte sowohl gebrochene, leidende Frauen als auch Prostituierte; Tänzerinnen ebenso wie einfache Arbeiterinnen. Ihre Körpersprache war immer dezent, dabei aber ausdrucksstark.

 

Ihre Filmkarriere endete mit dem Tonfilm, sie trat nur in einem einzigen, Unmögliche Liebe, auf. Obwohl sie eine angenehme Stimme hatte, ging ihr gekonntes Mienenspiel in diesem neuen Medium unter. Filmangebote lehnte sie kontinuierlich ab. Sie widmete sich fortan dem Theater und veröffentlichte 1946 ihre Autobiographie Die schweigende Muse. 1963 wurde sie mit dem Filmband in Gold für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet. 1968 erschien ein von ihr produzierter, autobiografischer Dokumentarfilm. (Wikipedia)


Das Mädchen ohne Vaterland

Ernst Deutsch-Dryden - Das Mädchen ohne Vaterland Poster.jpg
Von Ernst Deutsch-Dryden - Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino, S. 289, Gemeinfrei, Link


Filmstar Asta Nielsen in Freiburger Kinos (1911 - 1914). Lokale Analyse eines Medienumbruchs (Eine Analyse, wie durch Werbung und Einführung des Monopolvertriebs der FILMSTAR geboren wurde. WICHTIG!

Das Mädchen ohne Vaterland Untertitel Eine Episode aus dem Balkankrieg bzw. Ein Drama aus den Balkanländer ist ein deutscher Stummfilm in drei Akten von Urban Gad aus dem Jahr 1912 mit Asta Nielsen als Schauspielerin.

      Schon 1897 handelt einer der ersten Streifen der Filmgeschichte von einem "Zigeuner"camp. Ab da dienen "Zigeuner" dem Stummfilm als melodramatischer Stoff, als Projektionsfläche von eigenen Ängsten, als Komparsen (in Western) und als Vorführer auf Jahrmärkten.

Rescued by Rover R: Lewin Fitzhamon, GB 1905 wikipedia.org/
The Adventures of Dollie R: D.W. Griffith, USA 1908  wikipedia.org/

The Lonely Villa R: D.W. Griffith, USA 1909  wikipedia.org/

Die hier genannten Filme greifen das klassische Vorurteil vom Kindesraub auf, einer zeigt das Zeltlager vom „guten Zigeuner“, die ihren Pferdewagen für eine Rettung zur Verfügung stellen und der letzte (mit Asta Nielsen) zeigt das „vaterlandslose“ "Zigeuner"mädchen auf dem Hintergrund der nationalistisch aufgeladenen Vorkriegszeit.

Einige Beschreibungen auf verschiedenen Internetseiten: "In den Gebirgswäldern am Balkan liegt eine kleine aber wichtige Grenzfestung, die der Feind zur Eroberung ausspionieren möchte. Als Spionin von durchschlagender Wirkung wird eingesetzt Zidra, die schönste Blüte eines Zigeunerstammes." wurden auf unsere Intervention geändert in: "Dafür wird die "Zigeunerin" Zidra engagiert, die den diensthabenden Leutnant bezirzen und so an die Pläne der Festung gelangen soll. Der Film spiegelt dabei sowohl nationalistische Stimmungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs als auch antiziganistische Stereotype."

Zur Stereotype der Spionage - Roma und Sinti wurden seit ihrer Ankunft in Europa vorgeworfen, Spionage zu betreiben. Sie wurden als Spione des türkischen Heeres diffamiert und galten im protestantischen England als Spione des Vatikans. Als Komplizen des "jüdischen Bolschewismus" eingeschätzt, fielen sie während der Zeit des Nationalsozialismus zu Tausenden den Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen, die – unterstützt von Wehrmachtseinheiten – hinter der deutschen Front mordeten, zum Opfer. Im Kosovo-Krieg wurden Roma von albanischer Seite der Kollaboration mit den Serben verdächtigt und als Spione vertrieben oder ermordet.
Die Entstehung von Vorurteilen und Stereotypen lässt sich sehr anschaulich am folgenden Beispiel illustrieren: Die Legende des "Kinder stehlenden "Zigeuners" beruht unter anderem auf der Zwangsassimilierungspolitik Maria-Theresias. Eine Verordnung sah vor, dass Roma-Kinder der Aufsicht ihrer Eltern entzogen und der Obhut "christlicher Pflegeeltern" übergeben werden sollten. Jene Roma-Familien, die den Versuch unternahmen, ihre Kinder zurückzuholen, wurden daraufhin des Kinderdiebstahls bezichtigt. http://rombase.uni-graz.at/cgi-bin/art.cgi?src=data/ethn/topics/stereo.de.xml

Hier der Film

Das Mädchen ohne Vaterland

Filmportal.de, 1912, 32:16 min Copyright Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Regie: Gad, Urban

Schauspieler:in: Asta Nielsen, Paul Meffert u.a.



Das Mädchen ohne Vaterland 2

Nachforschungen zum "Verlorenen Ende" des Films

Das erste "Anschauungsobjekt"einer längeren Untersuchung und Auseinandersetzung war der Film "Das Mädchen ohne Vaterland", weil er im Internet zu sehen ist.

Die Nachforschungen erbrachten viele romantische Beschreibungen, selten über den Film, sondern eher über die Schauspielerin Asta Nielsen. In fast allen Rezensionen war das Ende des restaurierten Films durch den Zeitungsartikel über die Erschiessung des Offiziers festgelegt. 

Aber es tauchten auch Bilder und Texte auf, die der restaurierten Fassung des Films ein neues Ende zuschreiben und damit eine andere Interpretation zulassen.

Download
NEWESS, September 2021: Das Mädchen ohne Vaterland. Nachforschungen zum "verlorenen Ende" des Films (Asta Nielsen /Urban Gad, 1912).
Das Maedchen ohne Vaterland_Ende.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.1 MB


Leider nur in Englisch, dafür aber kostenfrei erhältlich ist ein Buch der Forschungsstelle Antiziganismus, zu dem es einen Link zu einem passenden Artikel gibt: "Das Motiv des Kinderdiebstahls in der Stummfilm-Ära und danach".

Radmila Mladenova

Patterns of Symbolic Violence

The Motif of ‘Gypsy’ Child-theft across Visual Media

Antiziganismusforschung interdisziplinär – Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus

Anhand einer Reihe paradigmatischer Kunstwerke untersucht das Buch das Motiv des „Zigeuner“-Kinderraubs und dessen Visualisierungen. Die Autorin nimmt eine Bestandsaufnahme der Anpassungen des Motivs in verschiedenen visuellen Medien vor und arbeitet seine vielschichtigen Bedeutungen und Funktionen heraus.  Den Abschluss bildet eine annotierte Filmografie, die 49 Werke umfasst.

Link: The Child-theft Motif in the Silent Film Era and Afterwards


Aasta Nielsen

Filme der norwegischen Schauspielerin:

Fante-Anne (1920)

Jomfru Trofast (1921)

Felix (1921)

Regisseur Rasmus Breistein

 

Fante-Anne oder Gipsy-Anne

hier der 100 jährige Film, restauriert 2011 von der Nasjonalbiblioteket (National Library of Norway)

Zitat aus Artikel von Gunnar Iversen: "Obwohl die Geschichte von Anne auf dem Land spielt und sich die Hauptthemen des Films um das traditionelle ländliche Leben drehen, sind seine Anliegen modern. Gipsy Anne befasst sich nicht nur mit Klassenunterschieden und der Stellung von Frauen im ländlichen Leben, sondern auch mit ethnischer Zugehörigkeit, Auswanderung und Mobilität.Bewegung und Grenzübertritt sind wesentliche Aspekte des Films, und die pastorale ländliche Landschaft wird zu einem Ort ethnischer Spannungen."

Fante-Anne oder Gipsy-Anne (1920)

Dies war der erste norwegische Film, der ausschließlich von Norwegern gedreht wurde und nicht von Schweden, Dänen oder Deutschen. Es soll auch der erste Film mit professionellen Schauspielern gewesen sein, in diesem Fall angeführt von der beeindruckend ausdrucksstarken Aasta Nielsen - einer 23-jährigen Theaterschauspielerin und nicht der dänischen Asta (ein zusätzliches „a“), die bereits als Hauptdarstellerin etabliert war.

Es ist ein Film mit einer Botschaft, in dem die Außenseiterin, die nicht dazugehörige "Zigeunerin", um ihren rechtmäßigen Platz in einer von Tradition und Vorurteilen geprägten Gesellschaft kämpfen muss.

Wir haben vom Danske Filminstitut die Erlaubnis und den Tip bekommen auf Artikel in ihrem Journal Kosmorama zu verweisen: Iversen, Gunnar (2017): Unbekannten Ursprungs - Identität, Nationalität und ethnische Zugehörigkeit in Gipsy Anne (1920). Kosmorama # 269 (www.kosmorama.org)

Zitat aus obigen Artikel: "Auch wenn die Geschichte selbst Annes ethnische Identität nicht eindeutig identifiziert oder definiert und sie keine physischen Merkmale der Andersartigkeit aufweist, wählte Breistein für den Film den Titel der Kurzgeschichte von Kristofer Janson aus dem Jahr 1868, die die Quelle von Breisteins Film war. Er markiert sie eindeutig nicht nur als Waise, sondern auch als Roma-Frau. Das Roma-Volk als stürmischen und widerspenstigen Kontrast zur ruhigeren skandinavischen Identität zu verwenden, war nicht nur im norwegischen Kino in den 1920er Jahren, sondern auch im schwedischen Kino ein wichtiges Thema. Eine Reihe norwegischer und schwedischer Filme befasste sich mit Bedenken hinsichtlich der ethnischen Vermischung in den 1920er Jahren (Iversen 2011a: 43-44, Grage 2007, Myrstad 1996)."



Katarina Taikon im Film Uppbrott

Text der schwedischen Seite "übersetzt": https://www.filmarkivet.se/movies/uppbrott/

Als der legendäre Dokumentarfilmer Arne Sucksdorff "Aufbruch" im Jahr 1948 aufnahm, war er der erste schwedische Regisseur, der einen Oscar erhielt für die impressionistische Kurzfilm "Die Menschen in der Stadt", die das Leben in Stockholm auffing. Nun wollte er einen Film über ein Roma-Lager machen und kam in Kontakt mit der sechzehn Jahre alten Katarina Taikon. Später würde sie als politische Aktivistin für die Rechte der Roma und als die gefeierte Autorin von Kinderbüchern bekannt sein, aber hier ist sie das Mädchen, das barfuß am Lagerfeuer tanzt. Es ist schwer, die Augen von ihr zu nehmen; um sie herum ist ein Licht und eine Vitalität, die Sucksdorff durch Querschnitt ihres Tanzens mit Nahaufnahmen von Blumenöffnung verstärkt.

Der Film beginnt mit dem Lager in der Nähe der Årsta-Brücke in Stockholm Banken. Während ein durchgebrannter Motor gewartet wird, spielen Männer Kartenspiele und Musik und die Frauen beginnen zu tanzen. Ein eher unproblematisches Bild des Roma-Lebens, voller Wärme und Gemeinschaft über die Generationen hinweg. Später bieten Katarina Taikon ein viel grimmigeres Bild des Aufwachsens als Roma in den dreißiger und vierziger Jahren Schwedens: Der Familie wurde keine feste Wohnsitz geboten und musste alle drei Wochen umziehen, die Kinder durften nicht zur Schule gehen, und im Winter war es schrecklich kalt in den Zelten. Es dauerte bis 1959, bevor Roma das Recht auf Wohnung und Schule hatten, aber Vorurteile und Unterdrückung wird nicht über Nacht verschwinden. Katarina Taikon war in den sechziger und siebziger Jahren ein bekannter Sprecherin für die Rechte der Roma und die autobiografischen Kinderbücher über Katitzi schrieb sie in der schwedischen Literaturgeschichte.

"Aufbruch" wurde vor Ingmar Bergman "Thörst" gezeigt, die Premiere war Weihnachten 1948. Katarina Taikon spielte in mehreren Filmen in den fünfziger Jahren, aber der Film "Aufbruch" war in mehrfacher Hinsicht wichtig. Lawen Mohtadi sagt in ihrem Buch über Katarina Taikon, "Der Tag werde ich frei sein" (Natur und Kultur, 2012), die Dreharbeiten von "Aufbruch" ermöglicht es für Katarina Taikon sich von dem Mann, den sie zwei Jahre zuvor sie geheiratet hatte, zu trennen. Die junge Frau, die um ein Lagerfeuer tanzt wird bald frei sein in die Welt zu gehen und sich zu erkennen.



Wer spricht hier

Wenn ihr den perfekt restaurierten Film von 1948 seht und vorher den Text aus dem 13. Buch Katarina Taikons mit dem gleichnamigen Titel: "UPPBROTT" vergleicht, bekommt ihr eine Ahnung, was die Bücher für Kinder und Jugendliche ausmachten.

(2016 Erstveröffentlicht zur Ausstellung "Katarina Taikon - schwedische Romaaktivistin und Kinder- und Jugendautorin" vom Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V.

Wir hatten damals ca 70 Dokumente von und über Katarina Taikon gesammelt und zur Kinderbuchmesse KIBUM 2016 eine Ausstellung mit Veranstaltungen gemacht. Begeistert waren wir über die enorme Medienpräsenz der Romaaktivistin: Bücher, einen Gedichtband, eine Schallplatte, eine Fernsehserie (Videos), Comics, Bilderbücher, es fehlte fast nichts - demnächst unter der Rubrik Katarina Taikon

 

Katitzi ist der Name von Katarina Taikon, Rosa ist ihre Schwester, Paul ihr Bruder, Arne ist der Regisseur Arne Sucksdorff.

 

Filme der schwedischen Schauspielerin Katarina Taikon:

1948 – Uppbrott

1949 – Singoalla

1950 – Motorkavaljerer

1951 – Tull-Bom

1953 – Marianne

1953 – Åsa-Nisse på semester

1956 – Sceningång

 

S.27 - 29

„Wie eine Blume!“ Arne zeigte, wie er sich die Tanzbewegungen vorstellte, streckte die Arme nach oben und ließ sie sich langsam ausbreiten in dem Versuch, die Bewegungen eines sich öffnenden Blütenblattes nachzuahmen, während er sich gleichzeitig ungeschickt im Kreise drehte. Mit der Pfeife im Mund und dem Manuskript in der Hand glich er am allerwenigsten einer taufrischen, knospenden Rose, die sich in der Sonne voll entfaltet. Die Choreografin, würdevoll wie eine Königin, konnte sich das Lachen verkneifen. Aber nur mit Mühe.

„Mädchen“, sagte Arne. „Dies ist Birgit Cullberg. Sie soll euch Romatänze tanzen lehren.“

„Du bist nicht klug, du. Sie ist doch keine Roma. Sie ist ja eine Gadsche (gaji). Sie kann uns doch nicht unsere Tänze lehren“, rief Katitzi aus. Rosa war auch verwundert, aber sie sagte nichts.

Birgit Cullberg sah selber skeptisch aus.

„Niemand hat bisher einen solchen Film gesehen wie den, den wir machen. Der wird perfekt werden, glaubt mir. Birgit ist eine Toppkraft. Sie wird Wunder bewirken. Glaubt mir.“

Arne schaute sie treuherzig an.

„Oj, oj. So was habe ich schon mal gehört“, brummelte Katitzi.

„Das Mädchen hat recht. Ich bin keine Romnja und auch keine Expertin für Romatänze. Aber wir können das Beste aus der Situation machen.“

Birgit setzte das Grammofon in Gang, und ein ungarischer Csardas erfüllte den Raum mit Musik.

„Fang an, Katitzi.“

Und Katitzi tanzte einen ‚romano kelimos’, einen Romatanz. Arne räusperte sich.

„Naja, das ist nicht so ganz das, was ich mir gedacht habe. Du verstehst, ich arbeite mit einer Blume, parallel zu Katitzis Tanz. Die sollen gleichzeitig ausschlagen…“

„Jaaah, ich glaube, ich verstehe. Arne, lässt du mich bitte das Manuskript sehen?“

Zur Überraschung von Katitzi und Rosa schien Birgit zu verstehen, worüber Arne sprach.

„Tja, das Manuskript ist noch nicht ganz fertig.“ Arne wand sich. „Ich glaube, wir sollten improvisieren, wenn wir es mit einem Naturvolk zu tun haben…Aber du kannst die Blume sehen…“

„ Er spinnt“, flüsterte Katitzi.

„Er ist Künstler. Du weißt…“

„…dass die spinnen, ja.“

 

Langsam verließ Arne sie, und Birgit setzte das Grammofon wieder in Gang.

„Das ist keine Roma-Musik. Das ist ungarische…“

„ Ja, natürlich ist das ungarisch. „ Birgit zögerte etwas. „Ungarischer Csardas…Romamusik.“

„Denk mal, das stimmt nicht. Ich will eine ‚hopptja’ tanzen, und Paul soll spielen. Willst du das nicht auch, Rosa?“

Rosa und Birgit sahen einander an und nickten übereinstimmend.

„ Wir haben dabei nicht so viel zu sagen. Der Regisseur entscheidet, und er weiß, was er will.“

Katitzi fand sich in das Unausweichliche. Auf den Knien liegend, zusammengekrümmt, den Kopf auf den Boden gebeugt, hatte sie im Rhythmus der Musik mit den Armen zu wehen und zu schweben, sukzessiv, wie aus einem langen Schlummer erwachend den Kopf zu heben, eine Blume nachzuahmen. Sie sah auf, und ihr Blick erreichte das Fenster. Davor drängten sich Roma. Sie sahen misstrauisch, zweifelnd auf sie.

Katitzi brach in Lachen aus.

„Ein Schritt Hollywood näher. Die Angebote werden nach diesem Tanz auf mich regnen.“

 

S.46f

An diesem ersten Tag gab es viele Unterbrechungen. Die meisten hatten verschiedene Auffassungen davon, wie der Film gemacht werden sollte. Der eine sagte hü und der andere hott, und der Regisseur versuchte vergeblich zu erklären, dass er der Regisseur war. Er und niemand anderes.

Aber die Roma konnten diese Tatsache nur schwer einsehen. Der Punkt war doch, meinten sie, dass der Film von Roma handeln sollte. Wer wusste mehr über Roma, Gadsche oder ‚le rom’. Die Antwort war doch klar, fand man. Die Gadsche teilten die Auffassung der Roma nicht. Wir können Filme machen, sagten sie. Aber ihr wisst nichts über Roma, sagten die Roma. Der Gadsche zuckte mit den Achseln und meinte, dass die Roma keinen Deut von künstlerischer Freiheit verstünden.

„Wir machen keinen Film für ein ethnografisches Museum, dies ist eine freie künstlerische Schöpfung.“

„Aber das soll doch von Roma handeln?“



Spannende Forschungen

Andrea Haller: „Weibliches Publikum, Programmgestaltung und Rezeptionshaltung im frühen deutschen Kino (1906-1918)

Dieser Text analysiert die wechselseitigen Einflussnahmen von weiblichem Publikum und der Kino-Programmgestaltung in der Zeit von der Gründung erster ortsfester Kinos um 1906 bis zum Ende des 1. Weltkrieges. Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten Frauen einen großen Anteil am Kino-Publikum aus. Dies ist besonders bemerkenswert da Frauen traditionell aufgrund der bürgerlichen Trennung zwischen privater und öffentlicher Sphäre nicht Teil eines öffentlichen Publikums waren. 

Frau Haller schreibt: "... sondern versucht unter Zuhilfenahme des Genderaspekts und der Fokussierung auf die weiblichen historischen Akteure, eine Geschichte der populären Kultur als Kulturgeschichte von unten zu schreiben." Hier werden nicht so sehr die Filmschauspieler:innen beschrieben, sondern das (Er-)Leben der Kinobesucherinnen und die scharfe Kritik der meist männlichen "Kinoreformer".

 

Bild vom 2016 erschienenen Buch.


Caroline Braun: "Armutsdarstellungen im frühen Film (1907-1913) und ihr Anteil an der Etablierung des Kinos in Deutschland"

Zitat aus dem Buch: "Armut ist ein Medienthema. Nicht nur der Film, sondern Malerei und Fotografie, aber auch heute weniger populäre Medien wie die Projektionskunst bedienen sich des Sujets und thematisieren Armut als Abbild einer real existierenden Notsituation. Diese Abbilder können ästhetisch ansprechend sein, aufklärerischen Zwecken dienen, sie können schockieren und aufrütteln oder auch den Zuschauer belehrend unterhalten. War Armut in Europa vor der Industrialisierung ein als selbstverständlich akzeptierter, eingegliederter Aspekt einer Gesellschaft, so veränderte sich dies mit der Konzentration der Armut in den Industriezentren: Im Verlauf des 19. Jahrhunderts war durch die Auswirkungen der Industrialisierung in Form von Landflucht sowie einhergehender Verstädterung und Entwurzelung großer Teile der Bevölkerung erstmalig die Bedürftigkeit einer neuen Gesellschaftsschicht, des städtischen Proletariats, in den Fokus gerückt..."

Neben vielen Untersuchungen der Armutsdarstellungen im Film, über Bettler und Vagabunden, Waisenkinder, Frauenarmut im langen Spielfilm, u.v.a. wird hier von der Autorin Caroline Braun die Attraktion von Armut dargestellt. Auch gibt es eine kurzen interessanten Beitrag: "Mit der Armut zum Star? Wie die Inszenierung von Frauenarmut zum Erfolg weiblicher Filmstars beitrug" oder auch die "Gegenüberstellung zweier früher Schauspielstars: Asta Nielsen und Henny Porten".

275 Seiten, DinA 4 als PDF Universität Trier


Katitzi och Swing

Katitzi und ihre Schwester im Kino...

In Katarina Taikons Kinderbuch "Katitzi och Swing" beschreibt sie in einer Szene die Attraktion des Kinos und speziell einer Liebesgeschichte für die ältere Schwester Lena:

... Der Film war für Jugendliche verboten, aber Lena und Katitzi mogelten sich trotzdem in die Vorstellung. Es handelte sich um eine Liebesgeschichte. Eine Patientin verliebte sich im Krankenhaus in einen Arzt und er sich in sie.

Lena fand es wunderbar, und als der Film zu Ende war, überredete sie Katitzi, mit ihr dazubleiben und sich das Programm noch einmal anzusehen. Katitzi fand den Film eigentlich ziemlich blöd, aber trotzdem war es aufregender, im Kino zu sitzen als in dem Zimmer in der Pension.

„Ach, welch toller Film! Der Mann war einfach klasse!" seufzte Lena und sah ganz verzückt aus. „Ganz wunderbar!"

„Wunderbar? Wieso denn wunderbar?" Katitzi begriff überhaupt nichts. 

„Na, einfach unheimlich toll! Hast du gesehen, wie er ihr die Zigarette angezündet hat? Er steckte zwei gleichzeitig an und schob ihr eine in den Mund. Und dann streichelte er ihre Wangen! Herrlich!"

„Das soll herrlich sein? Ich fand es blöde!"

„Blöde? Hör mal, wie kannst du so etwas sagen? Hast du denn nicht gesehen, daß sie Tränen in den Augen hatte? Wie Sterne waren die. Ach, war die Frau schön!"

„Nun hör aber mal, Lena! Ich hab' oft Tränen in den Augen, aber das hast du noch nie schön gefunden. Sag mal, leuchten meine Tränen auch wie Sterne?"

„Ach, wenn du heulst, läuft dir bloß die Nase!"

Katitzi fand Lena total verdreht. Aber es hatte keinen Zweck, ihr das zu sagen.

Am nächsten Abend und an allen anderen Abenden der Woche gingen sie wieder ins Kino, um immer wieder dasselbe Programm zu sehen. Geld schickten sie nicht mehr heim. Sie brauchten alles, was sie verdienten, für das Zimmer und den herrlichen Film auf, der wenigstens Lena vollständig gepackt hatte.... 



kinos im Besitz von Sinti und Roma

ein paar Beispiele

Zilli Schmidt

"Mein Vater war Schausteller, wir hatten ein Wandergewerbe und ein Kino – und in den ersten Jahren unter Hitler hatten wir noch Ruhe. Wir bekamen noch die Erlaubnis, mit unserem Wohnwagen einige Tage irgendwo zu stehen, und mein Vater hat Vorführungen gemacht, Kino in den Bauerndörfern. Dazu brauchte er einen Projektor, eine Leinwand und die Filme. Das waren Stummfilme, Dick und Doof und sowas. Wir hatten etliche Filme, die wir immer gezeigt haben. Und einen Saal brauchte man. Mein Vater mietete dazu den großen Saal des örtlichen Wirtshauses – und dann liefen wir draußen rum in dem Dorf und machten Werbung: »Bim, bim, bim, heute 19.00 Uhr, der und der Film, im Wirtshaus soundso.« Die Leute haben sich das dann auch gegenseitig weitergesagt und kamen abends, Jung und Alt, bezahlten einen Eintritt und schon ging es los. Mein Vater saß hinter dem Projektor und hat die Kurbel gedreht. So funktionierte das damals. Der Projektor wurde mit der Hand betrieben. Mein großer Bruder hat auch mitgeholfen, wenn er da war, und der kleine, der Hesso, konnte das auch bald und hat dann ebenfalls mitgemacht. Das Kino war eine Attraktion für die Leute, früher gab es ja keine Kinos und nichts in den Dörfern. Manchmal spielten wir auch mehrere Abende hintereinander. Wir haben das bis Kriegsbeginn gemacht, solange mein Vater noch den Gewerbeschein hatte. Der wurde dann aber irgendwann nicht weiter verlängert. Das mit den Kinovorführungen, das ging nur im Sommer, weil wir im Winter nicht fahren konnten."


Jean Richard, genannt Jean-Jean

Jean-Jean ist schon lange sesshaft. Seine Eltern waren noch mit einem kleinen Wanderzirkus und einem Wanderkino unterwegs gewesen; die Mutter, sie stammte aus Guernica in Spanien, war Ende der 1930er-Jahre vor dem Franco-Regime geflohen.

Link Sperrzonen Sinti und Roma in Frankreich
Von Ruth Jung (PDF)

Familie Rose

Familie Rose aus „Wir geben uns nicht in ihre Hände“
Anton Rose betreibt ein erfolgreiches Kinounternehmen, in dem auch seine Söhne mitarbeiten. Bereits 1934 soll der er aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen werden. Doch er wehrt sich dagegen: Der Ausschluss, der einem Berufsverbot gleichkäme, kann durch eine eingelegte Beschwerde zunächst abgewendet werden. 1937 schließen die Nationalsozialisten den Kinobetrieb der Familie Rose doch und zerstören damit die Existenzgrundlage der Familie.


"Johnny" Bamberger

Jakob Bamberger wurde 1913 als Sohn eines Pferdehändlers und Inhabers eines Wanderkinos in Ostpreußen geboren. 1935 war die Familie aufgrund von behördlichen Repressionen gezwungen, den Betrieb des Kinos einzustellen. Ab 1933 war er als Boxer tätig. 1934 wurde er in die Olympiakernmannschaft berufen. 1936 gehörte er zum deutschen Olympiakader, bevor dieser von „Nicht-Ariern“ "gereinigt" wurde. ...

 


Raymond Gurême

Raymond Gurême Widerstandskämpfer (gest. Mai 2020)

Raymond Gurême wurde 1925 in der Nähe von Paris als Sohn einer französischen Sinti-Familie (Manouches) geboren. Seine Eltern, wie schon mehrere Generationen der Familie vor ihnen, besaßen einen kleinen Wanderzirkus sowie ein Wanderkino: die Gurêmes zogen damit durch Frankreich, Belgien und die Schweiz, wo ihr Zirkus in ländlichen Gebieten oft die einzige Unterhaltungsquelle war und sie herzlich empfangen wurden.



Lois Weber

US-amerikanische Regisseurin, Film- und Theaterschauspielerin, Produzentin, Drehbuchautorin

Müßige Frauen (1916) Film im Film

1879 - 1939. Lois Weber drehte mindestens 138 Filme - alles vor 1940. Sie war die erste Amerikanerin, die 1914 mit The Merchant of Venice einen Spielfilm in Spielfilmlänge drehte.

Zu ihrer Zeit galt sie als eine der drei großen Köpfe der frühen Filmindustrie. Heute sind die meisten ihrer Werke kaum mehr zu sehen. Lois Weber, die führende Filmemacherin Hollywoods, machte Idle Wives auf dem Höhepunkt ihres Ruhms. Als Regisseurin und Drehbuchautorin war sie gleichermaßen bekannt für soziale Problemfilme zu Themen wie Empfängnisverhütung, Drogenmissbrauch und Todesstrafe.

Die Charaktere des Films besuchen einen Film mit dem Titel Life's Mirror (unter der Regie von „Lois Weber“), in dem sie parallele, warnende Versionen ihres eigenen Lebens sehen. In jedem Fall erweist sich das Erkennen von sich selbst auf dem Bildschirm als aufschlussreich - das Betrachten von Filmen bietet Möglichkeiten zur Identifizierung und Beeinflussung, die an anderer Stelle nicht verfügbar sind.

Lois Weber spielt in dem Film eine Sozialarbeiterin auf dem Bildschirm, während sie der unsichtbaren Regisseurin von Life's Mirror ihren Namen verleiht. 


Zwei Filme von Lois Weber

Hier haben wir zwei Filmbeschreibungen gefunden und "übersetzt", in denen im Englischen "Gypsis" genannte Charaktere eine wichtige Rolle spielen. Im ersten spielt eine Wahrsagung der Stereotype des "Gypsys" eine Rolle:  Sie sah Tränen und Spott, Schmerz und Flecken, Hunger und Hass. Im anderen ist die Lebensrettung des Helden durch das "Gypsymädchen", dass dabei stirbt, die Spielhandlung. Es gibt eine englischsprachige Biografie, Lois Weber in Early Hollywood von Shelley Stamp, in dem mehr über Lois Weber zu finden ist. LINK auf wfpp.columbia.edu

FATE'S WARNING (1912)

 

Die Hauptfigur (Lois Weber spielt sie) war eine Gräfin, und nur weil alle Gräfinnen, die Sie kennen, "stolz und hochmütig" waren, dürfen Sie nicht glauben, dass sie so eine Frau war. Im Gegenteil, trotz allem, was das Schicksal getan hatte, um es zu verhindern, war sie ein Mensch, eine nette, sympathische, pulsierende Frau. Sie liebte die Welt und die Dinge und Wesen davon; Sie war von großer Menschlichkeit und Demut. Also liebte sie natürlich Musik. Oft ging sie in einen kleinen Gypsymusikgarten, dies geschah in Europa, um das Leben zu sehen und zu hören, wie es mit seinen Liedern und Menschenmengen vorbeizog, um Wein zu trinken und immer noch daran zu denken, dass sie einsam war... In diesen Nächten wurde ihre Seele von den exotischen, ekstatischen Liedern der sentimentalen "Gypsy mädchen" und der starken, mutigen "Gypsymänner" mitgerissen. Und dort begann ihre Seele nach den Armen und Lippen des "Gypsy" zu hungern. Oft traf sie ihn und in seinen Armen fand ihr besorgtes Herz Frieden. Dann drängte er sie, mit ihm zu fliehen. Mit einer Vorahnung einer bevorstehenden Katastrophe, ging sie zu einer Wahrsagerin der "Gypsy". Und sie sah in die Kristallkugel und sie sah wie ihre Weiblichkeit auf das Niveau der Verlorenen heruntergezogen wurde, wie sie mit ihrem "Gypsy" durch die Straßen ging und seine Lieder für eine Münze und ein Lachen sang. Sie sah, wie sich seine Liebe in die des Besitzes verwandelte, in despotische Meisterschaft, in brutale Tyrannei. Sie sah Tränen und Spott, Schmerz und Flecken, Hunger und Hass. In dieser Nacht, als er kam, erzählte sie ihm das, wodurch sie der Zukunft aus dem Weg ging und ihre Sorgen abwendete. 

The Female of the Species (1914)

 

Ein „Gypsymädchen“ wird von einem Rancher zum Sheriff gebracht, mit der Forderung, dass ihre Leute gezwungen werden, sein Land zu verlassen. Die heißblütige Frau sieht den Sheriff kaum, als sie sich in ihn verliebt. Sie zeigt ihren weiblichen Charme und der tierische Instinkt in ihm wird geweckt. Ella, die Freundin des Sheriffs, ist ein Landmädchen, doch die „Gypsy“ hasst sie, und wenn der Name der „Gypsy“ von den Stadtbewohnern mit dem des Sheriffs in Verbindung gebracht wird, hasst Ella sie auch. Sie sagt dem Sheriff, dass sie nichts mit ihm zu tun haben will, bis die „Gypsy“ die Stadt verlässt. Der Sheriff versteht oder glaubt, dass er es tut, und geht zu dem „Gypsymädchen“. Er sagt ihr, dass sie einer anderen Ethnie angehört, dass ihre Lebensorte weit voneinander entfernt sind und sie stimmt zu, mit ihren Leuten zu gehen. Nach ihrer Abreise wird dem Sheriff mitgeteilt, dass sich ein berüchtigter Gesetzloser in seinem Hoheitsgebiet befindet. Er reitet in die Berge. Der Gesetzlose sucht erfolgreich Zuflucht bei den „Gypsy“. Später kehrt das Mädchen, obwohl es vom bösen Mann verfolgt und tödlich verwundet wurde, dorthin zurück, wo der Sheriff von den „ Gypsy“ gefangen gehalten worden war, und lässt ihn frei. Sie erhält das für den Sheriff bestimmte Messer und dreht sich mit dem letzten Funken des Lebens um und ersticht den Gesetzlosen. Der Sheriff trägt die Leiche des Mädchens in die Stadt. Nachdem er sie beerdigt hat, klopft er an die Tür seiner Freundin, sie sieht ihn und schließt die Tür vor seiner Nase. Der Sheriff wirft das Medaillon mit ihrem Bild zu Boden und trampelt angewidert darauf herum. Es war die schlechte "gute" Frau, die das Leben ruinierte, das die gute "schlechte" Frau gerettet hatte.



Antigypsyism and Film

Antiziganismus und Film - HEIDELBERG UNIVERSITY PUBLISHING - 2020

Radmila Mladenova et al. (Hrsg.)

Antiziganismus ist Normalität auf der großen Leinwand. Um dieses Problem aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen, versammelten sich Wissenschaftler und Nachwuchsforscher, Filmemacher und Menschenrechtsaktivisten – Roma wie Nicht-Roma – 2018 in Berlin zu einer internationalen Tagung: “Antiziganismus und Film“. Sie präsentierten ihre Forschungsergebnisse, teilten persönliche Zeugnisse und diskutierten Filme.
Der vorliegende zweisprachige Band dokumentiert diese in ihrer Form bisher einzigartige Tagung. 

Der Tagungsband umfasst wissenschaftliche Artikel und Essays sowie Interviews mit Filmemachern, unterteilt in vier thematische Abschnitte: Antiziganismus im Film, Fragen der Ethik, Strategien der Subversion und Antiziganismus im Verhältnis zu anderen Ressentiments.

 

Dieses Werk ist unter der Creative Commons-Lizenz 4.0
(CC BY-SA 4.0)
veröffentlicht.



Katarina Taikons TV-Serie

Sechs Teile einer TV-Serie über Katitzi (1979/80)

Titelbild des DVD-Covers als Zeichnung

Es sind sechs Teile einer TV-Serie, die 1979/80 im schwedischen Fernsehen gezeigt wurden. Katarina Taikon, die schwedische Romaaktivistin, schrieb das Drehbuch, basierend auf ihrer biographischen Kinder- und Jugendbuchreihe Katitzi. Ihr Cousin Hans Calderas, der auch Aktivist und Musiker ist, machte die Musik. Wir haben die Serie auf VHS-Kassette erworben, es gibt sie jetzt auch auf DVD. Die Serie ist ein guter Beleg für die wirkmächtige Produktion von Medien einer Romaaktivistin.

Im Internet haben wir eine kurze Filmsequenz gefunden (10 Minuten), die den Anfang der beiden ersten Bände der Buchreihe "Katitzi" beschreibt. Es gibt eine deutsche Übersetzung vom Hermann Schaffstein-Verlag von 1974: "Katitzi, Das Leben eines Zigeunermädchens in Schweden" und vielleicht demnächst eine neue Ausgabe...

Da die Titelheldin Sema Sari, 1969 in Konya, Türkei geboren, nicht groß auf den Covern erwähnt wird, hier ein Foto. Ob sie zu den Romanlar, Domlar oder Lomlar gehört, wissen wir nicht.



Emilie Sannom

Die Draufgängerin des Films - Die erste dänische Stuntfrau des Films

Emilie Sannom, genannt Mille, war Dänemarks erste Stuntfrau, bevor es dieses Konzept überhaupt gab.Als Schauspielerin (sie spielte in mehreren Filmen zusammen u.a. mit Asta Nielsen) warf sie sich im populären sensationellen Film der 1910er Jahre in gefährliche Stunts an Land, auf See und in der Luft und wurde als "der Draufgänger des Films" bekannt, der härter war als jeder andere Mann. Ohne jegliches Training oder Sicherheitsvorkehrungen ließ sie sich an sich drehende Wasserräder und brennende Turbinenschaufeln binden. Sie lag gefesselt in einem taumelnden Präriewagen und zwischen Bahngleisen festgeschnallt, während ein Zug über sie rumpelte. Sie ritt zu Pferd, in einem Auto und auf einem Motorrad davon, kletterte über Dächer und steile Wände auf und ab, balancierte zwischen Schiffsmasten und hängte sich in den Rahmen eines Flugzeugs.


Zwei Filme mit Emilie Sannom

Zigeuneren Raphael, Dänemark 1914, andere Titel: Mest tsygánki, Wildfeuer, Rafael, der "Zigeuner"  mit Emilie Sannom. (Szenenfoto) besprochen in obiger Broschüre Antigypsyism and Film Seite 47. LINK zum Video

 

Der dänische Film von 1912, "Zigeunerorkestret", existiert leider nicht mehr(?), er soll eine Liebesgeschichte eines "Zigeunermädchens" darstellen, mit Emilie Sannom als Marietta. (Szenenfoto)

 


Stummfilm Nattens datter IV 1917

Die Tochter der Dunkelheit mit Emilie Sannom + AnnA Müller

VIDEO | Hier spielt eine "Romnja" als "Tochter des Waldes"eine positive Rolle (Anna Müller*): Sie warnt das Hochzeitspaar vor einem vermutlichem Überfall (Stillfoto vom "Handlesen"), weil sie davon erfahren hat und in der letzten Sequenz ertappt sie die "Tochter der Dunkelheit" - leider fehlt der Schluss mit dem Kampf zwischen den Beiden.

Aus der Filmbeschreibung: "Wieder einmal wurde die "Tochter der Dunkelheit" wegen eines weiteren ihrer berüchtigten Verbrechen hinter Gitter gebracht. Aber Hilfe ist unterwegs: Ihre Assistent bindet eine Schnur mit einem Stück Kohle und Papier an eine Schlange und schickt das glitzernde Raubtier über das Abflussrohr zum Gefängnisfenster. Die "Tochter der Dunkelheit" informiert ihren Helfer über die Zeit und den Ort ihrer bevorstehenden Verlegung in ein anderes Gefängnis, und wenn die Pläne klappen, kann sie sich auf den Weg zu neuen Abenteuern machen...".

Der Film ist Teil einer Reihe von vier unabhängigen Werken der Filmfabrikken Dänemark von 1915 -1917. Dies ist ein Fragment aus dem vierten Film der Serie. https://www.stumfilm.dk/en/stumfilm/streaming/film/nattens-datter-iv#

*ANNA MÜLLER (1885 - 1975) 1911 in Biorama auf Film debütiert und in den folgenden Jahren eine Reihe von Filmen bei Filmfabrikken Skandinavien und Filmfabriken Danmark aufgenommen. In letzterem wurde sie oft für die Darstellung von "Zigeunerinnen" eingesetzt. Literatur: Jan Nielsen: A / S Filmfabriken Danmark (2003).


Louise Kolm-Fleck, (Luise Veltée)

Studiogründerin, Autorin, Regisseurin und Produzentin aus Österreich

Luise Kolm-Fleck und ihr Mann Jakob Fleck

Luise Fleck, auch Luise Kolm-Fleck, geborene Luise Veltée eigentlich Aloisia, auch Louise (* 1. August 1873 in Wien; † 15. März 1950 ebenda) war nach der Französin Alice Guy-Blaché die zweite Filmregisseurin der Welt. Mit ihrem ersten Mann Anton Kolm gründete sie 1910 die „Erste österreichische Kinofilms-Industrie“, 1911 die daraus hervorgegangene Wiener Kunstfilm-Industrie sowie 1919 die Vita-Film. Zwischen 1926 und 1933 lebte sie in Berlin, kehrte anschließend nach Wien zurück und emigrierte 1940 in letzter Sekunde nach Shanghai. LINK Wikipedia

Louise Kolm, die als eine der ersten Frauen in der internationalen Kinogeschichte ein Filmstudio gegründet und für die Leinwand geschrieben hatte, war offenbar die zweite Regisseurin, die nach Alice Guy und vor Germaine Dulac eine bedeutende und einflussreiche Karriere hatte. Sie war hauptverantwortlich dafür, dass sich das Studio als Produzent von sozialkritischen Dramen, in denen Klassenkonflikteund ideologische Fragen behandelt wurden, den Standardproduktionen anderer Produktionsfirmen der damaligen Zeit entgegensetzte mit Themen, die vom ländlichen Heimatfilm über Geschichten über den Missbrauch von Frauen bis hin zu Geschichten über das schwierige Leben der städtischen Arbeiterklasse reichen. Z.B. der Film "Das Recht auf Liebe" aus dem Jahr 1929 beginnt mit den Worten des Sexualwissenschafters Magnus Hirschfeld, dessen Bücher später von den Nazis verbrannt werden.

Aufgrund ihrer pro-österreichischen Haltung und der jüdischen Abstammung von Jakob Fleck (ihrem zweiten Mann) war es dem Filmpaar 1938 verboten, in der Filmindustrie zu arbeiten. Das Paar wurde verhaftet und Jakob Fleck wurde 16 Monate lang in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald interniert. Dank der finanziellen Unterstützung des deutschen Emigrantenregisseurs in Hollywood, William Dieterle, wurde Fleck freigegeben und das Paar floh 1940 nach Shanghai, China. LINK


Ein Film von Luise Kolm-Fleck

Drehbuch 1914, Die Hochzeit von Valeni

Die Hochzeit von Valeni  (1914)  und ein anderer wurden der Kolm-Flecks' erfolgreichsten Produktionen am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Der Valeni- Film basiert auf einer Bühnenarbeit über rumänische Bauern, die von Marco Brociner und Ludwig Ganghofer verfasst wurde.

Ganghofer ist einer der meistverfilmten deutschen Autoren. Ein Teil der Romane Ganghofers wurden bereits als Stummfilme in den 1910er- und 1920er-Jahren verfilmt. Zahlreiche Heimatfilme der 1950er Jahre – im Zuge des Kinowunders – sind Verfilmungen seiner Romane. Ludwig Ganghofer gilt heute als erfolgreicher Unterhaltungsschriftsteller mit idealisierender Volksromantik und deutschnationaler, antidemokratischer Grundhaltung.

Über die Hochzeit von Valeni finden wir sehr wenig,

Die in Rumänien spielende Geschichte wurde als „Sensationsdrama im Zigeuner- und Bauernmilieu“ angekündigt. Im Mittelpunkt der Handlung steht das kleine, früh verwaiste „Zigeunermädchen“ Sanda, das eines Tages vom reichen Gutsherrn Notara in dessen Haus aufgenommen wird, wo es begütert aufwächst. Notara hatte schon immer ein Faible für die Wandersleut‘ besessen und einst auch Interesse an Sandas nunmehr verstorbener Mutter, der Frau des Zigeuners Baku, bekundet. Da die rassige Schönheit ihn aber nicht erhören wollte, ließ Notara die junge Frau von seinen Knechten bei nacktem Oberkörper auspeitschen. Der reiche Mann zwang ihren Gatten Baku, zu diesem Gewaltakt auf der Violine zu spielen. Seitdem lodert in Baku ein unstillbarer Hass auf den Gutsbesitzer. So geht es weiter bis zur üblichen dramatischen Szene: ...und feuert einen Schuss ab. Der aber trifft ausgerechnet Sanda, die sich als letzten Akt ihrer bedingungslosen Liebe vor Jonel stürzte, um ihn zu schützen. Ein letzter Kuss von ihrem Liebsten, dann ist sie tot.  LINK Wikipedia



Germaine Dulac

französische Regisseurin, Filmtheoretikerin, Journalistin und Kritikerin

Germaine Dulac; geb. Charlotte Elisabeth Germaine Saisset-Schneider ; 17. November 1882 - 20. Juli 1942) war eine frühe französische Filmemacherin, Filmtheoretikerin, Journalistin und Kritikerin. Einige Jahre nach ihrer Heirat begann sie eine journalistische Karriere in einer feministischen Zeitschrift und interessierte sich später für Film. Mit Hilfe ihres Mannes und ihrer Freundin gründete sie eine Filmfirma und leitete einige kommerzielle Arbeiten, bevor sie langsam in das Gebiet der Impressionisten und Surrealisten zog. Dulac und ihr Ehemann ließen sich 1920 scheiden. Danach begann sie eine Beziehung mit Marie-Anne Colson-Mallevile, die bis zum Ende ihres Lebens dauerte. Sie ist heute am bekanntesten für ihren impressionistischen Film La Souriante Madame Beudet ( The Smiling Madam Beudet , 1922/23) und ihr surrealistisches Experiment La Coquille et le Clergyman ( Die Muschel und der Geistliche , 1928). Ihre Karriere als Filmemacherin litt unter der Einführung des Tonfilms und sie verbrachte das letzte Jahrzehnt ihres Lebens damit, an Wochenschauen für Pathé und Gaumont zu arbeiten.

 

Link Wikipedia


La Fête espagnole ist ein französischer Stummfilm von1920, der von Germaine Dulac gedreht und von Louis Delluc geschrieben wurde. Der Kritiker und Filmhistoriker Georges Sadoul zitierte ihn als ersten Wegbereiter des französischen impressionistischen Kinos.

Spanische Tänzerinnen stehen häufig für spanische Roma, ob das auch für diesen Film zutrifft, können wir wegen fehlendem Dokument nicht sagen.

Germaine DuLac - Danses espagnoles (1928)

La Folie des vaillants, 1925,

Nach der Erzählung "Makar Tchoudra" von Maxim Gorki von 1892 (1977 verfilmt unter dem Namen Tabor uchodit w nebo, "Das Zigeunerlager zieht in den Himmel" DDR 1977 oder"Wenn die Zigeuner ziehen" BRD 1977, ein sowjetischer Film von Emil Loteanuv).

Dulacs Film erinnert unweigerlich an die Adaption von Mérimées Kurzgeschichte von Georges Bizet (1875).

Abgesehen von den üblichen Klischees und der billigen Exotik, die die Zigeunermythologie vermittelt, ging es für die Feministin Dulac zweifellos darum, das Bild einer entschlossenen, leidenschaftlichen Frau wieder zu geben, die den Vorurteilen und den moralischen oder sozialen Zwängen der zivilisierte Welt fremd ist. Die Figur der "Zigeunerin" hat, weil sie marginalisiert und in gewisser Weise "dissident" ist, die Werte der Subversion, des Widerstands gegen die Macht und der etablierten Ordnung, aber auch und vor allem der Erotik nachhaltig verkörpert.


Ein Film von Germaine Dulac

Celles qui s'en font mit zwei chansons von Fréhel


Fréhel, Marguerite Boulc'h

französische Sängerin und Schauspielerin

Fréhel, die Sängerin des oben erwähnten Films

Celles qui s'en font

feierte In den 20er Jahren ein Comeback als Schauspielerin, meistens in Form von singenden Cameo-Auftritten, wie in Pépé le Moko. Als Tania verkörpert Fréhel eine ältere, vom Leben gezeichnete, Frau, die ihrer Jugend und Karriere nachtrauert. Von Zeit zu Zeit legt sie eine ihrer Schallplatten auf, betrachtet das Bild von sich in jungen Jahren, als sie noch die großen Bühnen in Paris besang. Fréhel besingt nicht nur ihr eigenes Schicksal und das der Figur Pépé (Jean Gabin), sondern bezieht sich indirekt auch auf all die französischen Künstler, die Ende der 30er Jahre bereits emigriert waren.

Texte auf Englisch:

Fréhel and Bessie Smith: A Cross-Cultural Study of the French Realist Singer and the African American Classic Blues Singer von Tiffany Renée Jackson

Das Genre des französischen Liedes, das als Chanson Realistic (realistisches Lied) bekannt ist, ist ein Vehikel satirischen Protests, in den Karrieren von Marguerite Boulc'h (1891-1951), allgemein bekannt unter ihrem Künstlernamen Fréhel, und später von Edith Piaf (1915-1963). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierten Sängerinnen aus armen Verhältnissen das Genre. Diese Frauen, die sowohl durch ihren niedrigen Klassenstatus als auch durch ihr Geschlecht an den Rand gedrängt wurden, waren in der Lage, ihre Aufführungen realistischer Lieder mit einem tiefgreifenden Pathos aus realen Erfahrungen und einem breiten Spektrum von Entbehrungen und Missbrauch zu versehen.

https://www.wikiwand.com/de/Chanson

Künstlerinnen nannten sich zu dieser Zeit auch oft Bohémienne. Der Begriff Bohème stammt ab von der französischen Bezeichnung bohémien (ab dem 15. Jahrhundert) für die aus Böhmen kommenden Roma.

 Im ehemaligem Kino NORMANDIE (Paris) trat sie neben Django Reinhardts Hot Club de France auf (Oktober 1940).