In der Broschüre „Wir geben uns nicht in ihre Hände“ Bildungsmaterialien zum Widerstand von Sinti und Roma gegen den Nationalsozialismus wurde angeregt, eigene Nachforschungen zu stellen (Seite 146). Hier wollen wir an Hand einer eigenen Recherche im Internet zu der Schauspielerin Lia Rosen zeigen, was dabei heraus kommen kann:
Ihren Namen fanden wir im Buch "Pioniere in Celluloid - Juden in der frühen Filmwelt" (Foto Seite 113 und Seite 114 im Text). Dort ging es leider fast ausschliesslich um Männer oder um Berühmtheiten, wie Charlie Chaplin und Pola Negri, die oft als Juden oder Jüdin bezeichnet wurden. In letzter Zeit schreiben Nachfahren von Charly Chaplin, dass sie Romavorfahren hatten und Pola Negri schreibt dies auch, wobei in der Filmbranche manche Herkunftsangaben der Schauspieler und Schauspielerinnen den "Star"-Bedingungen zu zu schreiben war. Als besondere Schwierigkeit war der Name bei der Recherche: Lila Rosen waren die häufigste Fundstelle, da gibt es einfachere, eindeutigere Suchbegriffe....
NACHTRAG: Es gibt eine neue Wikipediaseite zu Lia Rosen, in dem unsere Recherche erwähnt wird. Wir haben aber keineswegs die Hypothese aufgestellt, dass Lia Rosen aus einer Romafamilie stammt.
Wie oben erwähnt, war der Beweggrund eine Recherche im Internet zu machen, die geringe Präsenz von Frauen im Buch "Pioniere in Celluloid - Juden in der frühen Filmwelt" (FilmGeschichte) und der schwierige Suchbegriff. Die Wikipediaseite hat viele Ergebnisse, die wir nicht gefunden haben und ein
wichtiger Beitrag zu Lia Rosen.
Lia Rosen - Schauspielerin
(1893 Braila, Bukowina –1972 Tel Aviv)
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Herkunft: Der Vater war ein so genannter Hausierer.
Lebenspartner: Heiratete um 1925 Max Schwartz, einen aktiven Zionisten.
Ausbildung: Nahm Schauspielunterricht bei Römpler.
Laufbahn: Kam als Kind mit den Eltern nach Wien, Kinderrollen am Wiener Burgtheater, debütierte mit 15 Jahren als Schauspielerin. Spielte am Wiener Burgtheater unter anderem die „Jüdin von Toledo“. 1910 wurde sie von Max Reinhardt in Berlin engagiert. Spielte am Deutschen Theater. 1926 bis 1928 am Ostpreußischen Landestheater Königsberg. Sprecherin beim Sender Königswusterhausen. Ab 1925 Engagement in Dybuk, NY. Emigrierte um 1930 nach Palästina. Ihr Haus wurde zu einem kulturellen Zentrum. Auf der Bühne konnte sie sich jedoch nicht überwinden, Hebräisch zu sprechen. Sie gab Leseabende und erteilte Schülerinnen und Schülern Schauspielunterricht.
Qu.: Judaica-Archiv/ÖNB. L.: Bühne und Welt, 1907–1908, Herlitz/Kirschner 1987, Trapp/Mittenzwei 1999, Wininger
biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3
https://library.oapen.org/viewer/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/20.500.12657/32404/611235.pdf?sequence=1&isAllowed=y Seite 313
Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 27.1912/1913
Sie spielte in der Erstaufführung des Kinder- und Jugendschauspiels "Der blaue Vogel" von Max Reinhardt, auf dem Bild mit der jungen Mathilde Danegger Wikipedia
©KHM-Museumsverband
Rollenporträt: Lia Rosen (1893 - 1973) um 1910
als "Füchsel" in "Karrnerleut" v. Karl Schönherr
Fotografin Marie Mertens, Photographisches Kunstatelier "Moderne", Wien, Fotopapier auf Karton, S/W © Theatermuseum, Wien
Im Buch ging es um den Schauspieler Rudolf Schildkraut und dem Film mit jüdischen "Sujets:" "Der Shylock von Krakau". Hier spielte Lia Rosen 1913 zwanzigjährig neben Beate Ehren u.a. mit - nach unseren Untersuchungen muss dies ihr einziger Film gewesen sein, sonst war sie Theaterschauspielerin u.a. am Wiener Burgtheater und trug Texte vor.
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PROGRAMM
Werke von Tolstoi, Rilke, Hauptmann, Bezruc, Emilie Verhaeren, Werfen, Whitmann und Leonhard Frank
Konzert-Bureau der GdM
https://konzerthaus.at/konzert/eventid/5853
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Unter http://www.cyranos.ch ist zu finden:
Die Schauspielerin Lia Rosen begann ihre Laufbahn 1910, wo sie in Berlin unter Max Reinhardt spielte.
In den kommenden Jahren folgten Auftritte an weiteren Theatern, unter anderem am Neuen Theater.
1924 ging sie zudem für ein Gastspiel in die USA.
Beim Film agierte sie nur einmal vor der Kamera für die Produktion „Der Shylock von Krakau“ . Darin spielte sie unter der Regie von Carl Wilhelm die Rolle der Miriam Levi an der Seite von Rudolph Schildkraut, Friedrich Kühne und Carl Wilhelm. 1928 wanderte Lia Rosen nach Palästina aus.
Hier sind schon einige Unterschiede zum Judica-Archive (s.o.)
Lia Rosen, um 1910, Fotopapier auf Karton, S/W
Fotograf: Victor Angerer, Wien (1839 - 1894)
© Theatermuseum, Wien www.theatermuseum.at
"Hanele" Lia Rosen
Fotograf:in: anonym, Fotopapier auf Karton
© Theatermuseum, Wien
www.theatermuseum.at/de/object/4e79af74ae/
Hermann Struck war ein deutsch-jüdischer Zeichner, Maler, Radierer und Lithograf.
Hermann Struck unterrichtete unter anderem Marc Chagall, Max Liebermann, Max Slevogt, Lovis Corinth, Joseph Budko und Lesser Ury in der Kunst der Radierung und Lithografie.
Er schuf unter anderem Porträts von Henrik Ibsen, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Albert Einstein, Theodor Herzl, August Bebel, Alfred Kerr, Richard Dehmel, Hermann Cohen, Gerhart Hauptmann, Arnold Zweig, Alfred Kerr und Oscar Wilde. Wikipedia Und es gibt eine Lithografie von Lia Rosen.
In einigen Dokumenten wird Maurice Schwartz als Lia Rosens Ex-Ehemann angegeben, tatsächlich spielte sie in einem Stück "The Dybbuk" 1926 in New York mit. Das Stück zeigte Maurice Schwartz, Lia Rosen, Jacob Mestel, Isidore Cashier. Aber: 1914 heiratete Schwartz Anna Bordofsky, eine 24-jährige Frau aus Brest-Litovsk , Weißrussland , die etwa ein Jahrzehnt in den USA gewesen war. Sie war anfangs auch mit Kesslers jiddischem Theater beschäftigt. Sie wurde seine Geschäftspartnerin und half, das Theater zu leiten. Sie blieben bis zu Schwartz 'Tod verheiratet.
Eine Leah Rosen spielte im DER KRAYD-TSIRKL (Der Kreidekreis) (Dezember 1925) zusammen mit Maurice Schwartz.
Wien XII Hietzing, Hopfners Park Hôtel, 17. März 1916.
Liebe Lia Rosen
"Wir sehen uns gar nie; das kommt daher, dass ich immer, nach meinem Amtstag, ohne alle Energie und Expansion bleibe, ich sehe hinaus und sitze mit einem Buch in meiner Sofaecke: das ist das Äusserste, was ich aufbringe, oft nicht einmal das. Immerhin wollen Sie einmal, nachsichtig, dabeisitzen (obgleich ich nichts als ein einziges Hôtelzimmer da draussen habe) oder ist's Ihnen lieber, dass ich wieder zu Ihnen komme? Auch das geht. Welchen Tag?"
- Rilke kündigt an, demnächst wieder in die Stadt zu Freunden zu ziehen, weil ihn die langen Tramfahrten ermüdeten. - Anfang 1916 wurde Rilke eingezogen und musste in Wien eine militärische Grundausbildung absolvieren. Auf Fürsprache einflussreicher Freunde wurde er zur Arbeit ins Kriegsarchiv und Kriegspressequartier überstellt und am 9. Juni 1916 aus dem Militärdienst entlassen.
Quelle: https://www.kollerauktionen.ch
4 Dokumente unter e-manuscripta.ch zu finden
Rilke, Rainer Maria: Rilke, Rainer Maria an Rosen, Lia; Korrespondenz. Paris, 10.12.1913. Schweizerische Nationalbibliothek (NB), SLA-RMR-Erw-04-599, https://doi.org/10.7891/e-manuscripta-53542 /
Public Domain Mark
(Berlin), 1.09.1913, aus dem "Hospiz des Westens" an der "Marburgerstrasse" geschriebener Brief an die Burgschauspielerin Lia Rosen - den Zeitpunkt für einen gemeinsamen Museumsbesuch betreffend - mit einer Korrektur, in schwarzer Tinte geschrieben und signiert "Ihr Rilke", montiert (herausnehmbar) zur Ausstellung mit einer Photographie, die Rainer Maria Rilke in einer Nahaufnahme zeigt. Beiliegend das Originalkuvert mit kleinem grauen Lacksiegel, von Rilke adressiert, in sehr gutem Zustand. In Ausschnitten: "...paßt es Ihnen wenn wir unseren Weg ins Museum um einen Tag herausschieben, statt morgen würde ich Sie Mittwoch, übermorgen, um 11 in Ihrer Wohnung abholen. Denn für morgen hat sich allerhand in den Weg geschoben..."
Quelle: https://www.amazon.de/Wilhelm-original-Autogramm-Autograph-signiert/dp/B06XKN7VFF
Hier gibt es Interpretationsbedarf, ob alle Liebesbriefe von Rainer Maria Rilke nur die Rose im Garten betraf....
Für Lia Rosen
Wer weiß denn was wir werden? Dass wir sind,
ist ein Gerücht an das wir wieder glauben
sooft wir fühlen: Einmal war ich Kind.
Doch schon das Nächste kommt zu groß und rinnt
durch uns wie Wind im Herbst durch leere Lauben
Rainer Maria Rilke - Gesammelte Werke. Die Gedichte
© Theatermuseum, Wien, Fotograf Victor Angerer, Wien (1839 - 1894) Marie Mertens, Photographisches Kunstatelier "Moderne", Wien
Alfred Kerr (geb. 25. Dezember 1867 in Breslau; gest.12. Oktober 1948 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalist.
Kerr war einer der einflussreichsten deutschen Kritiker in der Zeit vom Naturalismus bis 1933. Er veröffentlichte unter anderem in den Zeitungen und Zeitschriften Breslauer Zeitung, Der Tag, Neue Rundschau, Pan und Berliner Tageblatt. Kerr sah in der Kritik eine eigene Kunstform und schuf dafür einen treffenden, geistreich-ironischen und oft saloppen Stil. https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Kerr
Alfred Kerr verfasste seine Kritiken in einem eigenen Stil und in sehr eigensinniger Schreibweise. Sein Markenzeichen ist der „Blockstil“, also die römische Nummerierung seiner Texte in einzelne Absätze bzw. Blöcke, wobei die einzelnen Kapitel selten mehr als 4 bis 5 Zeilen umfassten. Damit ist er der Erfinder der publizistischen Prägnanz. In Die Welt im Drama heißt es dazu: „Aus einem Gedanken macht der Stückmacher ein Stück. Der Schriftsteller einen Aufsatz. Ich einen Satz.“
Daneben ist Kerr ein Meister des Sarkasmus, wobei er in seinen Kritiken bisweilen gar Sprachfehler imitiert, um so die „Kinderplumpheiten“ eines Werkes zu unterstreichen. Zu Franz Werfels Bearbeitung von Euripides’ Werk Die Troerinnen etwa schrieb er durchaus boshaft: „Hier kann einer bloß ausrufen: O selig, ein Tind noch zu sein. Deht der Dichter ßpatzieren? Atta, atta!“
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Kerr
I.
Erstes Treffen.
Sie hat den Leib eines Kindes. Die Stimmlosigkeit einer wenig entfalteten Privatperson. Und die Erschütterungsmacht eines Propheten.
… Ein kleines, reglos-pralles Gesicht; dunkles Haar; sie scheint vierzehnjährig zu sein; in Wirklichkeit liegen etwa siebzehn Jahr' hinter ihr. Sie nennt sich Lia Rosen.
Sie ist da und spricht … und auf den Schlag tritt die Suggestion ein. Bei den Hörern: weil sie bei ihr eintritt; auf den Schlag. Das ist ein ganz merkwürdiges Geschehnis.
Hat man in diesem Mädel nur eine, sozusagen, Rezitatorin zu sehn? Oder eine Traumsprecherin? Sie hält sich für eine Rezitatorin; ich glaube vielmehr, es spielt noch andres mit … Das ist die Grenze zwischen wachem Zustand und Unbewußtsein, an der sie dahinzieht. An dieser Grenze zwar steht man bei jeder Kunstleistung: ob einer redet, ein Instrument spielt, eine Kritik schreibt, ein Bild malt, einen Tanz tut.
II.
Aber im Fall dieses Kindes ist der Grenzstein etwas mehr nach dem Dunkel verschoben. Es strömt Kälte von ihr; und inmitten dieser Kälte wird der Zuhörer wie aufgepeitscht; und man zittert. Das, was da spricht, ist ein Überbleibsel von vor dreitausend Jahren. Es schlief und verscholl und verlor sich … und erwacht noch einmal in dem Körperchen dieses unbekannten Mädels.
Heute strahlt in der Welt mehr Sonne. Das aber ist der Ruf aus furchtbaren Zeiten. Als eine Menschheit im Sterben lag. Als ein Volk nirgends mehr Hilfe sah. Als Seherische aufstanden, wandelten, retten wollten, und die Retter ein Grausen umfloß. Hier aus der Kleinen hallt, spät, der verirrte Schrei von damals.
III.
In einem Atelier traf ich sie. Nachher, eines Tages, kam sie plötzlich, sprach in meinem Arbeitszimmer, – daß vor der blutenden Gewalt ihrer Hysterie alles zu verbleichen schien. Und jetzt, wo sie (es war in einer Kunstgalerie der Wilhelmstraße) vor die Öffentlichkeit getreten ist, empfand ich denselben erschütternden Eindruck; alle fühlten ihn, die dasaßen und nicht klatschen konnten.
Sie scheint sich zu verströmen. Sie sprach nicht immerfort so gedrängt wie damals; mitunter durchzuckt von Weinkrämpfen. Aber »Jesus der Künstler« von Dehmel und einiges aus der »Elektra« wird man, wie sie es gab, nicht aus dem Erinnern verlieren. So oft ich diese Verse Dehmels hören werde: so oft muß ich, das ist gewiß, dieser Sprecherin gedenken. Es war … nicht ersten Ranges: sondern von einer zur Abwehr stimmenden Gewalt.
IV.
Ich glaube, daß hier das Dramatische dem Kataleptischen genähert ist. Enger als sonst (denn um dies Grenzgebiet schweift jede Kunst). Aber der Kern ist nicht ein Nervenschaustück: sondern eine Künstlerin seltnen Schlages.
Noch ist alles roh, unbehauen – und so soll es bleiben.
Sie hüte sich vor dramatischem Unterricht; um Gottes willen …
Später wird der Druck ihrer Verzückungen lockrer sein: das ist schade; trotzdem notwendig.
Denn sie verströmt ihr Leben.
1907. 16. März.
Man spielte Lanval, von Stucken. Alle Rosen verregnen, heißt es in dem Werk. Aber Lia Rosen ist nicht verregnet. Sie war die Schwanengeliebte. Sie ist unter Sonnenstrahlen gereift und hat von ihrem frühen Ursaft dennoch viel behalten. Bald sind es fünf Jahre, daß ich sie fand und beschrieb. Sie war ein Kind; keiner in Berlin hat sie gewollt.
Sie ist eine Traumsprecherin – dachte man. Aber »der Kern ist nicht ein Nervenschaustück: sondern eine Künstlerin seltnen Schlages«. Keiner wollte sie; Schienther nahm sie zuletzt nach Wien.
»Später wird der Druck ihrer Verzückungen lockrer sein: das ist schade; dennoch notwendig.
Denn sie verströmt ihr Leben.«
Heut ist dieses Mädel im Beginn der Zwanzig.
Zu Dem, was ihr die Natur gab an Seherischem, an steinerner Tiefe: zu dem trat Bändigung; und Erkennen. Ihr dunkles Geblüt entfaltet sich zur Sonne.
Viele Rosen sind verregnet. Viele Rosen sind verregnet. Aber diese Lia Rosen nicht.
1911. 12. November.
12. bis 24. Februar 1916 in der "Volksbühne", Wien.
ELSE FELDMANN
25.2. 1884 Wien – ermordet am 17.6.1942 in Sobibor. Else Feldmann begann zu schreiben. Erst relativ spät, nach ihrer Zeit als Arbeiterin, mit etwa 28 Jahren, konnte sie vom Schreiben, wenn auch mehr schlecht als recht, leben. Ab 1912 veröffentlichte sie Skizzen, Feuilletons, Sozialreportagen und zahlreiche kleine Erzählungen, u.a. in der Arbeiter-Zeitung, dem Neuen Wiener Journal, der Neuen Freien Presse, Der Abend, dem Arbeiter-Sonntag, Die Frau. Außerdem Romane, die als Fortsetzungsgeschichten erschienen sind. Am 12. Februar 1916 wurde ihr Theaterstück „Der Schrei, den niemand hört. Ein Bericht aus dem Ghetto“ an der „Freien Volksbühne“ uraufgeführt (gespielt bis zum 24. Februar1916). sehr gut recherchiert von Herbert Exenberger Link TheodorKramer.at
Hier hatte Lia Rosen eine Gastrolle. Dort spielte sie zusammen mit Bertha Danegger, der Mutter von Mathilde Danegger, ihrer Partnerin aus dem Blauen Vogel (siehe oben) die Pamela.
Zitat Elisabeth H. Debazi | März 2018 "Die Darstellung des Lebens im Ghetto erfolgt in dem Stück weder nostalgisch, sentimentalisierend noch in karikierender Form, wie in traditionellen Ghettoerzählungen des 19. Jahrhunderts üblich, sondern ist eindeutig negativ pessimistisch konnotiert. Das „Harte, Grausame und Furchtbare des Ghettolebens“: die vorherrschende Armut, geistige Enge, latente Sexualität, Gewalt und patriarchale Unterdrückung im Ghetto werden schonungslos beschrieben und mitunter plakativ dargestellt, was von der Kritik kontrovers aufgenommen wird..."
Vorgefallen war folgendes: SN, Rilke und Lou Andreas-Salome begegneten Franz Werfel bei der von Jakob Hegner veranstalteten Erstaufführung von Paul Claudels >Verkündigung< ... am 5. 10.1913 auf der Tessenow-Bühne Hellerau bei Dresden....
Das literarische und gesellschaftliche Deutschland hatte sich dort ein Stelldichein gegeben: Paul Claudel, damals französischer Generalkonsul in Prag, war anwesend, ferner Franz Blei mit Sibylla von Lieben, seiner Tochter, Martin Buber, Emile Jacques-Dalcroze, die Schauspielerin Ellen Delp, Harald und Wolf Dohrn, Albert Einstein, Gerhart Hauptmann, Jakob Hegner, Anton und Katharina Kippenberg, Oskar Kokoschka, Annette Kolb, Else Lasker-Schüler, Frau Gerta von Mendelssohn, die Pädagogin Anna von Münchhausen und ihr Sohn, Thankmar von Münchhausen, Helene von Nostitz, Alphons Paquet, Kurt Pinthus, Ernst Polak, Max Reinhardt und die Schauspielerin Lia Rosen, Ernst Rowohlt, der Dresdner Hoftheaterintendant Nikolaus Graf von Seebach, George Bernhard Shaw, Henry und Marie van de Velde, Karl Vollmoeller, Kurt Wolff, Stefan Zweig...
Quelle: Briefe an Sidonie Nádherný von Borutin, 1913 - 1936, Band 1, Seite 130, Wallstein Verlag
(Das Lieschen in "Die Wupper" zu spielen)
Liebe Prinzessin Lia Rosen.
Wie ich Ihr Bild sah, nahm ich es ganz vorsichtig — zwischen allen anderen Bildern hervor — es ganz alleine in meiner Hand. Unter allen Hütedamen in Pfauenkleidern, des armen König Heinrich klein
Gemahl. Ich hörte Sie kämen in unsere Stadt, ich freue mich! Und ich bin Else Lasker-Schüler und schenke der Prinzessin mein Peter Hille Buch, es ist nur für Prinzen und Prinzessinnen
geschrieben. Ich glaube es sieht schön aus wenn Sie es auf den Schoß legen und daraus lesen. Und wenn Sie dann zu meiner Kunst Glauben fassen, so möchte ich Ihnen ein Schauspiel von mir senden,
das Österheld vor kürzester Zeit verlegt hat, vielleicht sprechen Sie ein Wort für mich — das kleine mondsüchtige Lieschen müßten Sie spielen, oder wollen Sie nicht? Sie würden mich gewiß selig
machen in jeder Beziehung.
Viele schöne Sterne sendet Ihnen
Else Lasker-Schüler (Waiden) Halensee-Berlin.
Katharinenstr. 5. (Garten hochpt.)
Quelle: Lit. Jahrbuch 12 (1973), Band 1971 von Werner Gerdelmann
Deutschland 1913 Spielfilm
Der Shylock von Krakau ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1913. Unter der Regie von Carl Wilhelm spielte Rudolph Schildkraut die Titelrolle und Liane Rosen seine Tochter Miriam Levi. Das Drehbuch schrieb Felix Salten.
Die Geschichte orientiert sich inhaltlich partiell an William Shakespeares Der Kaufmann von Venedig und spielt in Galizien zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Der Geldverleiher Isaak Levi führt in Krakau das Leben eines gottesfürchtigen Juden. Er achtet die jüdischen Bräuche und Gesetze und erzieht seine beiden Töchter Rahel und Miriam in diesem Sinne. Umso härter trifft es ihn, als eine der beiden Töchter die Beziehung mit einem Mann eingeht, der so gar nicht den eigenen Wunschvorstellung eines frommen Juden entspricht. Das Vater-Tochter-Verhältnis droht zu zerbrechen, als sich die Tochter mit ihrem Liebsten, dem Isaak Geld geliehen hat, aus dem Staub macht.
Isaak sieht dies als eine ungeheuer schwere Prüfung seines Glaubens und seiner Traditionen und beginnt schwer mit Gott und der Welt zu hadern. Im Laufe der Jahre wird er hartherzig und kalt, und auch seine Kunden bekommen seinen Zorn auf das Leben zu spüren. Es ist viel Zeit vergangen, da erkennt die Tochter, was sie mit ihrer Entscheidung ihrem tiefgläubigen Vater angetan hat und bittet ihn um Verzeihung. An seinem Sterbebett kommt es zwischen der einst verlorenen und jetzt heimgekehrten Tochter und dem verbitterten Vater zur Versöhnung.
Schon im 19. Jahrhundert zeigten zahlreiche jüdische Forscher ein reges Interesse für den Shakespeareschen Protagonisten Shylock. Die zeitgenössische Presse dokumentiert viele Veranstaltungen und Begebenheiten, bei denen Shakespeares Kaufmann von Venedig und insbesondere die Figur des Juden Shylock im Mittelpunkt wissenschaftlicher Debatten standen. Diese starke Aufmerksamkeit markiert den verschärfenden antisemitischen Hintergrund und anti-jüdische Inhalte in unterschiedlichen literarischen Schriften aufzuzeigen und sie zu demontieren.
Vielleicht nicht richtig "wissentschaftlich", aber in ähnlicher Richtung gehen unsere Auseinandersetzung mit "antiziganistischen" Stereotypen im frühen Stummfilm (siehe unsere Rubrik Film(geschichte)
Aus der Dissertation von J. Monschau · 2002
"Denn im Falle der Shylock-Figur trifft im Kaufmann von Venedig der unumstößliche Glaube daran, dass es legitim sei, ein Volk oder eine Religions- oder Schicksalsgemeinschaft durch eine fiktionale Dramenfigur zu repräsentieren, auf die beispiellose Historie von Diskriminierung und Verfolgung, denen Juden in Europa seit jeher ausgesetzt waren. Und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Rezeption von einem Juden, der unerbittlich ein Pfund Fleisch aus dem Leib seines christlichen Widersachers fordert, noch einmal grundlegend geändert hat, nachdem die oben angesprochene, nicht enden wollende Geschichte der Judenverfolgung im Dritten Reich in dem systematischen Völkermord ihren nie für möglich gehaltenen Höhepunkt gefunden hatte."
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/3530/2/Diss.pdf
589 Seiten, bezieht sich nicht auf den Film!!
Lia Rosen in Versunkene Glocke, Fotograf: Atelier Moderne, Wien, Bernhard Wachtl, https://www.nli.org.il/en/archives/NNL_ARCHIVE_AL002784874/NLI
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_versunkene_Glocke
Title Lia Rosen Collection. -אוסף ליה רוזן
Creation Date 1920-1970
Archives Department, National Library of Israel, Jerusalem
Lia Rosen (Braila 1893 -Tel Aviv? 1973), actress. Actor at Vienna Burgtheater, Reinhardt Ensemble Berlin, taught at Vienna Volksbuehne. Founding member Immigrants Association of Bukovina in Israel.
Language note/הערת שפה: The materials are in German.
Ownership History.. The collection was received from Recha Freier, Jerusalem, May 1973.
Format 0.2 m..
Leider ist die Collection nicht digitalisiert, dabei sind sechzehn Briefe an die berühmte Recha Freier adressiert, die sie der Collection vermutlich nach dem Tod von Lia Rosen an die National Library of Israel 1973 abgegeben hat.
Ein weiterer Hinweis auf Founding member Immigrants Association of Bukovina in Israel ist dort zu finden.
Lia Rosen wurde in Brăila, Bukowina geboren und gründete 1950 mit anderen zusammen die Immigrants Association of Bukovina in Israel.
Unter https://www.jewishgen.org/yizkor/bukowinabook/bu2P216n.html ist ein Foto zu finden mit der Unterschrift (übersetzt): Die Gründungsversammlung der Einwanderervereinigung der Bukowina in Israel im Zusammenhang mit dem ersten Askara [Gedenken] an die Märtyrer der Bukowina in Sibirien und Transnistrien (10. Oktober 1950).
Zu diesem Thema laufen gerade Anfragen nach der Genehmigung zum Abdruck/Abbilden.
http://www.genocideagainstroma.org/voelkermord-mit-rassistischem-charakter/
https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/die-davongekommenen/
14 Briefe von Lia Rosen an Herwarth Walden Wikipedia
Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Sturm-Archiv I
https://www.onb.ac.at/bibliothek/sammlungen/bilder-und-grafiken/bestaende/bestandsrecherche
Korrespondenz
Rosen, Lia [VerfasserIn]; Wilbrandt-Baudius, Auguste, 1845-1937 [AdressatIn]; 06.07.1908, 12.08.1910,
KORRESPONDENZ
Rosen, Lia, 1893-1972 [VerfasserIn] ; Servaes, Franz, 1862-1947 [AdresseatIn] 30.06.1911
Begegnung mit Lia Rosen Großmann, Stefan, 1875-1935 [VerfasserIn] 05.02.1929
Artikel zu Stefan Großmann Von Rebecca Unterberger | Oktober 2016 Litkult1920er